Friedhöfe in Berlin reichen von sozialistischen Gedenkstätten bis zu schaurigen Waldgräbern. Zwischen den Ruhestätten zu spazieren, ist jedoch nicht makaber. Im Gegenteil: Friedhöfe erzählen ihre ganz eigenen Geschichten und erzeugen eine einzigartige Atmosphäre. Viele Anlagen sind schön angelegt und gut gepflegt. Und einige der üblichen Störfaktoren in Parks sind hier nicht zu finden – kein Jogging, keine Partys, kein Geschrei.
Ob der Dorotheenstädtische Friedhof mit den berühmten Gräbern, der Jüdische Friedhof in Weißensee oder der Alte St. Matthäus-Kirchhof in Schöneberg, jeder einzelne ist eine Welt für sich. Diese besonderen Friedhöfe in Berlin solltet ihr mal besuchen.
Friedhöfe in Berlin: Dorotheenstädtischer Friedhof
Von den nicht wenigen Prominentenfriedhöfen in Berlin, ist der recht kleine Dorotheenstädtische Friedhof in Mitte der wohl berühmteste. Er wurde 1762 angelegt und in den folgenden Jahrzehnten immer wieder erweitert. Die Anlage ist als letzte Ruhestätte von Bertolt Brecht bekannt, der seine letzten Lebensjahre im benachbarten Wohnhaus in der Chausseestraße 125 verbrachte. Wie Bertolt Brecht das Theater revolutionierte, erzählen wir hier.
In jedem Fall ist der Dorotheenstädtische Friedhof ein touristischer Höhepunkt unter den schönsten Friedhöfen in Berlin. Denn neben Brecht und seiner Frau Helene Weigel, wurden hier unter anderem auch der Dramaturg Heiner Müller, der Schriftsteller Heinrich Mann, der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel und der Architekt Karl Friedrich Schinkel bestattet.
- Dorotheenstädtischer Friedhof Chausseestraße 126, Mitte
Jüdischer Friedhof Schönhauser Allee
Auf dem Friedhof an der Schönhauser Allee sind bedeutende Persönlichkeiten des jüdischen Lebens im 19. Jahrhunderts bestattet. So etwa der Komponist Giacomo Meyerbeer und der Unternehmer und Mäzen James Simon.
Spannend ist der hinter dem Friedhof liegende Judengang, angeblich angelegt, weil Friedrich Wilhelm III. auf seinem Weg nach Pankow nicht jüdischen Bestattungen beiwohnen wollte. Andere meinen, der Weg hätte religiöse Ursprünge. Mehr obskure Orte in Berlin findet ihr hier.
- Jüdischer Friedhof Schönhauser Allee 23–25, Prenzlauer Berg
- Friedhöfe in Berlin: Friedhof Heerstraße
- Knapp 150.000 Quadratmeter groß und idyllisch im Westend gelegen, gehört er zu den beschaulichsten und schönsten Friedhöfen der Stadt. Mit den vielen Bäumen und dem Sausuhlensee inmitten der Anlage, erinnert das Areal eher an einen Park. Interessanterweise liegt der Friedhof Heerstraße nicht direkt an der bekannten Verkehrsader sondern an der wesentlich ruhigeren Trakehner Allee in direkter Nachbarschaft zum Olympiastadion.
- Die Liste der Friedhöfe mit den meisten Ehrengrabstätten führt der Friedhof Heerstraße mit 51 an der Zahl jedenfalls an. Viele Persönlichkeiten der Weimarer Republik liegen hier, etwa die Kunstsammler Paul und Alfred Cassirer, die Schauspielerin Tilla Durieux, der Maler Georg Grosz, der Regisseur Felix Hollaender und auch der Komponist und (Mit-)Erfinder des Trautoniums, eines der ersten elektronischen Musikinstrumente überhaupt, Oskar Sala.
- Friedhof Heerstraße Trakehner Allee 1, Charlottenburg (Westend)
Waldfriedhof Zehlendorf
Neben dem Waldfriedhof Dahlem gilt auch der Waldfriedhof Zehlendorf als Prominentenfriedhof, befinden sich hier schließlich die Grabstätten von legendären Politikern wie Willy Brandt, Paul Löbe, Otto Suhr und Walter Scheel. Aber auch das Grab der Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef, einer der ganz großen Diven dieser Stadt. Ein Spaziergang über das fast 40 Hektar große Areal ist also zugleich auch eine Wanderung durch die deutsche Geschichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Waldfriedhof Zehlendorf ausgebaut und erweitert, so befindet sich hier etwa eine Kriegsgräberstätte, auf der 1170 italienische Kriegsgefangene ihre letzte Ruhe fanden.
- Waldfriedhof Zehlendorf Wasgensteig 30, Zehlendorf
Friedhöfe vor dem Halleschen Tor
Die Geschichte der Friedhöfe vor dem Halleschen Tor, insgesamt gehören zu dem Ensemble sechs verschiedene Ruhestätten, geht auf das frühe 18. Jahrhundert zurück. So finden sich hier viele alte Gräber, die von Moos und Efeu überwachsen sind, die Steine haben Sprünge und die kunstvoll verzierten Eisengitter rosten unter den mächtigen Bäumen geduldig vor sich hin.
Ein schauerromantischer Friedhof, der einst Gruftis zu nächtlichen Mondscheinpartys lockte, die vom mystischen Geist dieses besonderen Ortes angezogen wurden. Viele Künstler, Architekten, Musiker und Schauspieler wurden hier beerdigt. Etwa der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy und der Erbauer der Staatsoper unter den Linden, der preußische Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff.
- Friedhöfe vor dem Halleschen Tor Mehringdamm 22, Kreuzberg
Friedhöfe in Berlin: Friedhof Grunewald-Forst
Tief im Grunewald versteckt und weder gut mit der BVG noch mit dem Auto erreichbar, liegt der Friedhof Grunewald-Forst. Der kleine Gottesacker wurde einst im Volksmund „Selbstmörderfriedhof“ genannt, weil man hier im 19. Jahrhundert die in der unweit verlaufenden Havel treibenden Wasserleichen bestattete. Damals verweigerten die christlichen Friedhöfe den „Todsündern“ noch eine amtliche Beerdigung.
Seit den späten 1980er-Jahren wird der Friedhof Grunewald-Forst auch von Musikfans besucht. In Paris liegt Doors-Sänger Jim Morrison, hier die mythisch verehrte Nico (1938-1988) – Schauspielerin, Model, Andy Warhols Muse und Sängerin auf dem ersten Album (dem mit der Banane) von The Velvet Undergrund. Weitere gruselige Orte in Berlin stellen wir hier vor.
- Friedhof Grunewald-Forst Havelchaussee 92B, Grunewald
Invalidenfriedhof
Der 2,5 Hektar große Invalidenfriedhof gehört zu den ältesten und geschichtsträchtigsten Friedhöfen der Stadt. Nicht nur die Gräber prominenter Offiziere und hoher Beamter zeugen vom Glanz Preußens und der deutschen Militärhistorie, die bis zu den deutschen Befreiungskriegen reicht.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem große Teile des Areals zerstört wurden, spielte sich hier ein Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte ab. Über das Friedhofsgelände verlief ein Teil der Berliner Mauer. In den 1960er-Jahren fanden vier Menschen beim Fluchtversuch aus der DDR am Grenzabschnitt Invalidenfriedhof den Tod.
- Invalidenfriedhof Scharnhorststraße 31, Mitte
Friedhöfe in Berlin: Jüdischer Friedhof Weißensee
In Weißensee wird man daran erinnert, wie reich und vielfältig das jüdische Leben in Berlin bis zur Machtergreifung der Nazis und dem Holocaust war. 1880 angelegt, ist der Jüdische Friedhof Weißensee mit fast 120.000 Grabstätten der größte jüdische Friedhof in Europa. Nach der Teilung Berlins entstand ein weiterer im Westen der Stadt an der Heerstraße.
Wer heute zwischen den dicht stehenden Grabsteinen die Namen der Toten liest, wird der großen Wunde noch einmal gewahr, die die Nazis ins Herz dieser Stadt getrieben haben.
- Jüdischer Friedhof Weißensee Herbert-Baum-Straße 45, Weißensee
Friedhof Stubenrauchstraße
Von besonderem Interesse dürfte für Besucher des Friedhofs Stubenrauchstraße die Columbarium genannte Urnenhalle sein. Ein langgestreckter, zweigeschossiger Bau aus Ziegelstein, der um 1916 errichtet wurde.
Natürlich sollte man diesen Friedhof aber vor allem für einen Spaziergang auswählen, um das Grab der wohl berühmtesten Berlinerin überhaupt zu besuchen: Marlene Dietrich. Neben der legendären Schauspielerin und Sängerin, die den größten Teil ihres Lebens in den USA und Frankreich verbrachte, fand auch der in Berlin geborene Starfotograf Helmut Newton hier seine letzte Ruhestätte. Wir blicken zurück auf das bewegte Leben von Marlene Dietrich.
- Städtischer Friedhof Stubenrauchstraße Stubenrauchstraße 43–45, Friedenau
Friedhöfe in Berlin: Alter St. Matthäus-Kirchhof
Gleich am Eingang zum Alten St. Matthäus-Kirchhof lädt ein kleines Gartencafé zum kurzen Verweilen ein. Der alte Friedhof ist nicht sehr groß, hat aber einen einmaligen Charme. Von den Gebrüdern Grimm, über den Ton-Steine-Scherben-Sänger Rio Reiser bis zu szenebekannten Typen, Punks, lokalen Künstlern, einem Hells Angel und dem Boxer Rocchigiani, der in einem Boxring begraben liegt, trifft man hier auf ungewöhnliche Gräber und Geschichten.
Am besten man verbindet diesen Spaziergang gleich mit einer Erkundung des Bezirks, diese 12 Tipps führen zu großartigen Restaurants, Galerien und Plattenläden in Schöneberg.
- Alter St. Matthäus-Kirchhof Großgörschenstraße 12-14, Schöneberg
Friedhöfe an der Bergmannstraße
Wer die geschäftige Bergmannstraße in Kreuzberg in Richtung Südstern weiter läuft, verlässt ab dem Marheinekeplatz den Trubel und gelangt an eine lange Ziegelsteinmauer. Dahinter verbergen sich die Friedhöfe an der Bergmannstraße. Das Café Strauss, direkt am Eingang zu den Friedhöfen, gehört zu den charmantesten Orten im Kiez und zu den schönsten Cafés in Kreuzberg überhaupt.
Hinter dem Tor erwartet den Besucher eine Oase der Ruhe, weitläufige Alleen, kleine Trampelpfade, historische Gräber, düster-romantische Statuen und hinter Bäumen versteckte Kapellen. Ein Ort, an dem man zu sich finden und über die wichtigen Dinge des Lebens nachdenken kann.
- Friedhöfe an der Bergmannstraße Bergmannstraße 39-47, Kreuzberg
Friedhöfe in Berlin: Zentralfriedhof Friedrichsfelde
Schönste Friedhöfe in Berlin? Nun ja. Die zentralistische Architektur der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Friedhof Friedrichsfelde hat etwas Bedrückendes, aber zugleich auch etwas Erhebendes. 1951 ließ das SED-Regime das Denkmal mit dem markanten Satz „Die Toten mahnen uns“ als Manifestation der sozialistischen Idee errichten. Hier liegen neben den Begründern der KPD, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg auch DDR-Granden wie Otto Grotewohl, Walter Ulbricht und Wilhelm Pieck.
- Zentralfriedhof Friedrichsfelde Gudrunstraße 20, Lichtenberg