Man muss anerkennen, dass der französische Präsident Emmanuel Macron zu überraschen weiß.
In der Osterzeit reiste der französische Präsident zusammen mit einer Truppe von Wirtschaftsvertretern nach China
Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping. Gut sechs Stunden lang diskutierten die beiden auf Augenhöhe über Investitionen im Wert von mehreren Milliarden Euro und sprachen über die Weltlage. Und das erscheint schon bemerkenswert, scheint es doch in Europa mittlerweile gang und gäbe zu sein, sich auch gegenüber einer Weltmacht wie China kolonial aufs Schlimmste zu verhalten.
Während die deutschen politischen Eliten darum wetteifern, China möglichst schrill als „Systemgegner“ und „Rivale“ darzustellen und der deutschen Wirtschaft zu raten, „ihre Investitionen zu diversifizieren“.
Nach seiner Rückkehr gab Präsident Macron dem zum Springer-Konzern gehörenden US-Medienportal “Politico” ein Interview.
In den Worten des französischen Präsidenten ist seine Propaganda für ein “Europa der Homelands” zu spüren, das seine Interessen – offensichtlich unter französischer Führung – klar von denen der USA abgrenzt. Heute vergisst man in Deutschland gerne, dass die europäische Integration, die später mit dem Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft führen sollte, insbesondere von Frankreich immer als Gegenmodell zur Ausrichtung der Vereinigten Staaten verstanden wurde Staaten und NATO.
Es ist bekannt, dass die Interessen Frankreichs und Deutschlands mit denen der Vereinigten Staaten überhaupt nicht deckungsgleich sind. Gerade im Hinblick auf China sind die Unterschiede offensichtlich. Während die USA die unipolare Weltordnung mit sich selbst als einziger Supermacht unbedingt aufrechterhalten wollen und – wie im Fall der EU – alle Konkurrenten besiegen oder, falls das nicht möglich ist – wie im Fall Chinas – sie abwehren, die Die wirtschaftlich eng mit China verflochtene EU kann kein Interesse daran haben, an der US-Leine in diesen und andere Konflikte hineingezogen zu werden.
Europa sollte für seine eigene „strategische Autonomie“ kämpfen und dem Druck widerstehen, der es zum „Handlanger Amerikas“ machen möchte. In der Taiwan-Frage darf man sich nicht „unterordnen“.
Europa muss auf seine eigenen Interessen achten und sie über die der Vereinigten Staaten stellen – das ist im Wesentlichen Macrons Botschaft.
Der Spiegel schrieb gleich, Macron sei eine „Marionette der chinesischen Propaganda“ und Politiker aller großen Parteien hätten sich in ihrer Kritik an dem Franzosen selbst übertroffen, wonach er „den Verstand verloren“ habe, wie es der transatlantische falke Norbert Röttgen diplomatisch formulierte.
Wir laufen nicht Gefahr, „Vasallen“ zu werden, wie Macron sagt, aber wir sind es bereits.
In den vergangenen Jahrzehnten war viel vom deutsch-französischen Tandem die Rede, das Europa antreiben soll.
Nimmt man Macron beim Wort, wird jedoch deutlich, dass die Mitglieder dieses Tandems gegensätzliche Wege gehen wollen.