Mo.. Dez. 30th, 2024
Der Kreis Fulda ist seit Langem in CDU-Händen. Landrat Woide strebt seine vierte Amtszeit an und will die Unions-Hochburg verteidigen. Die Konkurrenz steht im politischen Spektrum links und rechts von ihm – und ein Kandidat fühlt sich der Satire verpflichtet.

Aller guten Dinge sind vier? Der Fuldaer Landrat Bernd Woide (CDU) jedenfalls will es noch ein viertes Mal versuchen. Allerdings bekommt er es beim Urnengang am 8. Oktober auch mit gleich vier Gegenkandidaten zu tun: Andreas Maraun (SPD)Christine Anderson (AfD)Sebastian Künemund (Die Partei) und Manfred Ruppert (Bürger für Osthessen) wollen ihm das Amt streitig machen. Von den mehr als 223.000 Einwohnern im Kreis sind rund 175.000 Menschen in 23 Städten und Gemeinden wahlberechtigt.

Die Kandidierenden im Überblick:

Bernd Woide (CDU)

Amtsinhaber Woide gilt in Fulda als klarer Favorit. Wenn der 61-Jährige nicht im ersten Wahlgang mit mehr als 50 Prozent gewählt wird, wäre das für viele eine Überraschung. Woide gilt als bürgernah, er verfügt über eine große Rückendeckung in der Bevölkerung und auch eine gewisse Beliebtheit. Er kann gut mit Menschen umgehen und ist kein Mann, der sich hinter Aktenbergen in seinem Büro versteckt.

Bei der vorigen Landratswahl im September 2017 setzte sich Woide im ersten Wahlgang mit 65,1 Prozent durch. Auch 2011 und 2005 wurde er mit jeweils mehr als 70 Prozent direkt ins Amt gewählt.

1999 wurde der Jurist und Verwaltungswirt Bürgermeister der Stadt Fulda. Woide war von 2003 bis 2006 Vize-Landrat, ehe er an die Spitze der Verwaltung mit ihren mehr als 1.300 Mitarbeitenden rückte.

Zu seiner Motivation für die erneute Kandidatur sagte Woide, er wolle den Kreis “trotz der gegenwärtig schwieriger Rahmenbedingungen weiterentwickeln und zukunftsfähig machen”. Eine der wichtigsten Aufgaben sei, das Schulwesen zu modernisieren. Das soll durch Investitionen in Gebäude und die digitale Infrastruktur gelingen. Zudem will er den ländlichen Raum, die dortige Infrastruktur und das Ehrenamt stärken. Den Ausbau der Breitbandversorgung mit Glasfaser will Woide vorantreiben. Weitere Ziele nennt er auf seiner Webseite.

Andreas Maraun (SPD)

“Nach fast 80 Jahren mit CDU-Landräten in Fulda ist es Zeit für einen Wechsel”, sagte Andreas Maraun von der SPD. Er findet, dass “vieles besser und zukunftsorientierter” gemacht werden könne und die Menschen im Kreis “mehr verdient” hätten.

Wenn er an der Kreis-Spitze wäre, würde er mehrere Themen engagierter angehen, versichert Maraun. Für die Digitalisierung müssten Glasfaser-Leitungen zu allen Häusern und in alle Dörfer. Für eine ökologische Energieversorgung sollten Photovoltaik-Anlagen auf allen kreiseigenen Gebäude installiert und ein kreisweites Konzept zur Energieversorgung für alle Bürger entwickelt werden.

Maraun will, dass der Kreis mehr Verantwortung für das Klinikum Fulda übernimmt und sich finanziell beteiligt. Die Kreisumlage müsse auf ein vernünftiges Maß zurückgefahren werden, um die Kommunen zu entlasten.

Der 57-Jährige ist seit 22 Jahren Rechtsanwalt und arbeitet als Prokurist bei einer Einkaufsgesellschaft. “Ich bringe Erfahrungen und Expertise in vielen Bereichen mit, die auch bei der Leitung einer großen Verwaltung erforderlich sind”, erklärt er. Maraun ist Mitglied der Gemeindevertretung Eichenzell und dort SPD-Ortsvereinsvorsitzender. Mehr zu seiner Person verrät er auf seiner Facebook-Seite.

Christine Anderson (AfD)

Als erste Frau im Kreis Fulda will die AfD-Politikerin Christine Anderson Landrätin werden, um “frischen Wind und neue Perspektiven zu bringen”, wie sie sagt. “Mein Ziel ist, eine Politik zu gestalten, die nah an den Bürgern ist, diese mit ihren Bedürfnissen und Sorgen wieder ernst nimmt und zugleich unmittelbar in die politische Arbeit einbezieht.”

Ihre Ziele hat Anderson in einem Zehn-Punkte-Programm festgehalten. Dieses sieht unter anderem Transparenz, Bürokratie-Abbau, wirtschaftliche Stärkung und Entwicklung sowie eine klare Position gegen “Asylmissbrauch”, wie sie es nennt, vor. Sie will die “Einführung eines Ausbildungsprogramms, das Asylbewerber auf ihre Rückkehr in die Heimat vorbereitet und ihnen gleichzeitig eine sinnvolle Beschäftigung während des Aufenthalts im Landkreis ermöglicht”.

Zudem will sie Start-ups unterstützen und Ausbildungen im Handwerk stärker fördern. Anderson will auch für mehr Sicherheit für Frauen in der Gesellschaft sorgen. Vor Kreistagssitzungen will sie regelmäßig Bürgersprechstunden abhalten.

Anderson sitzt seit 2019 für die AfD im EU-Parlament. Die Eschwegerin (Werra-Meißner) absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und lebte sechs Jahre in den USA, wo sie für ein Handelsunternehmen tätig war. Sie studierte Rechtswissenschaften und begann ihre politische Laufbahn 2013 bei der rechtskonservativen AfD, seit 2016 ist sie Kreistagsabgeordnete. Mehr zu ihren Vorstellungen findet sich hier.

Sebastian Künemund (Die Partei)

Ein Kandidat, der im Bewerberkreis auffällt, ist Sebastian Künemund. Er tritt für die Satire-Partei Die Partei an, die mit Humor auf Misstände und Fehltritte aufmerksam machen will.

Die Partei verlangt augenzwinkernd: Superreiche sollten gefördert, das Rentenalter auf 80 Jahre heraufgesetzt und weniger in Bildung investiert werden.

Künemund bezeichnete sich bereits vor der Wahl als “Landrat der Herzen”. In diesem Amt möchte er einiges anpacken: “die Entwicklung einer Schluckimpfung gegen den Klimawandel, eine gute Entspannungspolitik, die Einführung einer Bierpreisbremse und ein Verbot des Fachkräftemangels”. Und Wutbürger sollten sich zu Mutbürgern entwickeln, rät er.

Ob der Hobby-Bogenschütze mit seinen Wahlversprechen ins Schwarze trifft, wird sich zeigen. Künemund ist Sozialarbeiter, zudem als Landschaftsgärtner und Coach tätig, wie der 46-Jährige angibt. Für weitere Informationen verweist er auf sein eigenes Facebook-Profil und die Seite von Die Partei Fulda.

Manfred Ruppert (Bürger für Osthessen)

Der 65 Jahre alte Jurist hat derzeit kein politisches Amt inne. Er sieht sich als parteiloser und unabhängiger Kandidat. Der Träger des Wahlvorschlags ist allerdings der Verein Bürger für Osthessen (BfO).

Zu seiner Motivation und seinen Zielen als Landrat sagt Ruppert: “Die Bürger und Unternehmen des Landkreises werden von der hohen Politik immer mehr belastet, ja belästigt und gegängelt. Die Vorgaben werden von Bundes- bis hinunter auf Gemeindeebene durch ‘Parteisoldaten’ durchgesetzt, was nur ein parteiloser Landrat unterbinden kann.”

Er will sich einsetzen für “mehr Selbstbestimmung der Kreise und Kommunen, mehr regionale Energieversorgung ohne Zerstörung von Waldflächen, verlässliche Sicherheit der Bürger bei Tag und Nacht und die Förderung menschengemäßer und einträglicher Lebens- und Arbeitsumstände”.

Den Landkreis und die dort lebenden Menschen sieht er vor großen Herausforderungen, etwa durch hohe Preise für Energie und Lebenshaltung und unzureichenden Katastrophenschutz. Die Agrarwirtschaft stehe unter Druck. Und er kritisiert Kostensteigerungen im Landkreis bei Sicherheitsdienstleistungen und Busverkehr. Mehr Information zu Ruppert stehen hier.