Sa. Dez 21st, 2024
Viele Solaranlagen auf Frankfurter Schuldächern wären seit Jahren betriebsbereit – doch sie dürfen nicht eingeschaltet werden. Betreiber stecken im Bürokratiedschungel, private Investoren müssen hilflos zuschauen.

Wer derzeit in Energiewende-Projekte investiert, braucht vor allem eins: Geduld. Wie etwa Markus Hermann. Im Jahr 2021 überlegte er, wie er sein Erspartes sinnvoll einsetzen könnte. Da er 2005 schon einmal eine Beteiligung an einer Photovoltaikanlage erworben hatte, wollte er das Geld wieder dort investieren, die Energiewende im Kleinen unterstützen, wie er sagt.

Seine Wahl fiel auf den Verein Sonneninitiative mit Sitz in Marburg. Und so kaufte er im Juli 2021 Anteile an einer Bürgersolaranlage des Vereins auf der Kasinoschule in Frankfurt-Höchst. Seit dem 9. September 2023, also satte zwei Jahre nach dem Kauf, war die Anlage theoretisch betriebsbereit. Strom produziert sie seitdem aber nicht.

Und das wird sie dort auch nie tun, wie Volker Klös von der Sonneninitiative am Mittwoch sagte: Nach neuen Erkenntnissen der Stadt sei das Dach der Kasinoschule nach Brandschutzmaßnahmen aus der jüngeren Vergangenheit nämlich gar nicht geeignet für eine Solaranlage. Die Anlage soll nun auf eine Nachbarschule umziehen. Wann sie wirklich Strom erzeugt, steht in den Sternen.

Die neu aufgetauchten Probleme an der Kasinoschule im Frankfurter Westen sind zwar ungewöhnlich, stehen aber dennoch exemplarisch für zeitliche Verzögerungen bei der Inbetriebnahme von Bürger-Solaranlagen.

Wartezeiten immer länger

Der Verein Sonneninitiative betreut eine Reihe solcher Anlagen auf Frankfurter Schulen, Projekte, über die hessenschau.de und andere Medien in der Vergangenheit bereits berichtet haben. Seit fast 20 Jahren können sich Bürgerinnen und Bürger mit kleinen Anteilen an Photovoltaikanlagen des Vereins auf Schuldächern, Kita-Gebäuden oder Schwimmbädern beteiligen.

In den vergangenen Jahren haben die Probleme nach Worten des Vereins-Vorsitzenden Volker Klös immer weiter zugenommen, Wartezeiten bei der Inbetriebnahme würden immer länger, was aber ein bundesweites Phänomen sei. Allein in Frankfurt warteten rund 70 Projektteilnehmer auf den Anschluss ihrer Anlagen – etwa auf dem Adorno-Gymnasium, der Käthe-Kollwitz-Schule, der Meisterschule, der Georg-August-Zinn-Schule und der Liebigschule.

Zahl der Anträge verdreifacht

“Wir haben uns alle an gewisse Geschwindigkeiten gewöhnt, dann kamen die Corona-Jahre, ein zwischenzeitlicher Boom in der Baukonjunktur, der Boom erneuerbarer Energien”, erklärt Klös. Rhythmen und Geschwindigkeiten wie vor Corona und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine seien nicht mehr einzuhalten. Die Anträge an die Netzbetreiber auf Inbetriebnahme hätten sich teils verdreifacht.

Hinzu kämen Lieferengpässe, veraltete Elektrik und ein dichter Bürokratiedschungel auch durch die Zergliederung in und innerhalb der Bundesländer: “Es gibt 16 Baugesetzbücher, 16 Kulturhoheiten, dazu noch über 800 Netzbetreiber mit eigenen Regeln”, sagt Klös.

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