Manchmal gibt es im Fußball Momente, die passen einfach. So wie der in der 78. Minute. Statt dem Ball landete ausnahmsweise ein Bayern-Spieler im Tor vom SV Darmstadt 98. Beziehungsweise im Tornetz. Das riss, musste mit Tape repariert werden. Ein Symbol für diesen Nachmittag in Darmstadt, denn zu flicken gab es im ersten Heimspiel nach dem Augsburg-Debakel, inklusive fliegenden Fäusten unter Lilien-Fans, einiges.
Dass die Fans dafür bereit waren, signalisierten sie schon kurz vor dem Anpfiff: Auf der Gegengerade rollten sie mehrere Spruchbänder aus. “Gegengerade & Südtribüne, Haupt & Nordtribüne. Gemeinsam für das Ziel. Darmstadt gewinnt das Spiel”, war dort zu lesen.
Darmstädter wollten für die Fans kämpfen
Und auch die Mannschaft wollte ihren Teil zur Versöhnung beitragen, wie Kapitän Fabian Holland bestätigte: “Wir wollten von Anfang an zeigen, dass wir voll da sind, die Fans wieder mitnehmen, uns auf dem Platz wieder mitnehmen.” Und obwohl es mit dem Sieg nicht klappte, die Südhessen am Ende mit 2:5 gegen den FC Bayern verloren, klappte es sehr wohl mit der Versöhnung.
Die Darmstädter waren von Beginn an engagiert und präsent in den Zweikämpfen. Bestes Beispiel: Christoph Klarer, der sich nach einer starken Grätsche gegen Leroy Sané Szenenapplaus abholte.
Lilien verteidigten kompakt – und zu Beginn erfolgreich
Die Lilien machten mit zwei engen Vierer-Ketten das Zentrum dicht, ließen außer zahlreichen Bayern-Flanken nicht viel zu. Und wenn es doch einmal brenzlig wurde, schmissen sich die Südhessen in jeden Ball, blockten allein in der ersten Halbzeit sieben Münchner Abschlüsse.
So weit, so erwartbar, wenn der Tabellenletzte gegen den Rekordmeister antritt. Überraschend war allerdings, dass die Darmstädter sich immer wieder selbst Chancen erspielten. Und das mit erstaunlich einfachen Mitteln.
Lange Bälle sorgen für euphorisches Bölle
Um dem bayrischen Pressing zu entgehen, schlugen die Lilien langen Ball um langen Ball. Wenn danach die Ablage ins Zentrum gelang, wurde es gefährlich. Wie bei Tim Skarkes Tor zur Führung in der 28. Minute – spätestens jetzt war von schlechter Stimmung gar nichts mehr zu spüren.
Im Gegenteil: Es schwappte fast sowas wie Euphorie durch das Stadion am Böllenfalltor – zum ersten Mal seit langem. Das steckte offensichtlich auch die Spieler an, wie Kapitän Holland beschrieb: “Klar hat man das Gefühl, dass da heute was geht. Mit einer 1:0-Führung wird es normalerweise schwer für den Gegner.”