Am Eingang salutiert ein kostümiertes Fischpaar, angekettet an farbige Ukulelen. Auf einen ersten Irritationsmoment folgt die Erklärung. Auf dem Fußboden steht in kleinen schwarzen Lettern: “What if it barks?” – was, wenn es bellt?
Unter dem Titel “feelings” zeigt die Schirn Kunsthalle Frankfurt zum ersten Mal seit zwölf Jahren eine Einzelausstellung von Cosima von Bonin. Zu sehen sind textile Bilder, von der Künstlerin selbst “Lappen” genannt, Skulpturen und Installationen. Ein Großteil der Werke wird erstmals in Deutschland gezeigt.
Die prominenteste Vertreterin der Konzeptkunst arbeitet mit Malerei, Textilien, Filmen, Installationen und sozialen Beziehungen. Ihre Objekte und Skulpturen entwirft sie vorwiegend im XXL-Maß.
Cosima von Bonin wurde 1962 in Kenia geboren. Ihr Vater war Shippingmanager in der Zementindustrie. 1967 zog die Familie nach Salzburg. Ende der 1980er Jahre studierte von Bonin zunächst Malerei bei Werner Büttner in Hamburg. Doch ihre “eigentliche Bildung” habe sie in einer Buchhandlung erhalten, sagt von Bonin selbst.
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Eine Ausstellung wie ein Puzzle
“feelings” ist unbequem für die Generation Instagram, für Swiper und Liker: Von Bonins Konzeptkunst ist vielschichtig und nicht leicht konsumierbar. Die Künstlerin verfremdet Klischees. Auch wenn ihre Installationen auf den ersten Blick schön bunt und lustig wirken, sind sie auf den zweiten Blick widersprüchlich und manchmal bedrückend.
Bilder hängen nicht an der Wand, sondern stehen wie Werbetafeln mitten im Raum, dazwischen immer wieder verfremdete Betonmischer, mal umhäkelt, mal als Käfig für Plüschschweinchen.
“Es ist keine Geschichte, der man folgen kann, was Cosima von Bonin in ihrer Ausstellung erzählt. Es sind Versatzstücke, Bruchstücke, die man als Besucher für sich selbst zusammensetzen kann”, erläutert Katharina Dom, Kuratorin der Ausstellung.
Besucher sollen sich Rundgang selbst erschließen
Von Bonin verzichte auf klassische Beschriftungen zu ihren Werken, heißt es im Ausstellungstext. So wenig wie möglich solle vorgegeben werden, jeder solle sich den Kunst-Parcours, aufgeteilt auf drei große Räume, selbst erschließen.
Zum Beispiel eines der Leitmotive, das in der Mitte des ersten Raums prangt: eine meterlange Rakete mit Zaumzeug, darauf ein überdimensionales Plüschküken mit Erbrochenem auf dem Oberkörper. Man möchte es am liebsten aus dem Sattel heben und trösten. Sind Kuscheltiere sonst nicht die Tröster?
Ein paar Schritte weiter hängt ein Lampenschirm aus Plexiglas von der Raumdecke. Er birgt im Innern statt einer Glühbirne einen Lautsprecherwürfel und wirkt wie eine Dusche mit Club-Beats in Dauerschleife. Am anderen Ende des Raums steht eine überdimensionierte Disney-Teekanne, die wie eine Schaufensterpuppe eingekleidet ist.
Die Ketten und überlappenden Stoffschichten erinnern an die Mode der 1980er und 1990er Jahre. Kein Zufall, meint Museumsdirektor Sebastian Baden: “Das sind Referenzen von Cosima Bonin an die Geschichte der Popkultur, an Mode, an Fashion”.
Durch die Brille des Kunstkenners und für Kinderaugen
Auch Referenzen aus den Kindertagen der Generation der Babyboomer sind zu entdecken: Pinocchio, Bambi, die Zeichentrickfigur Daffy Duck. Die schwarze Ente mit dem Sprachfehler ist der rote Faden der Ausstellung, mal auf Stoffbilder genäht, mal als prächtige Skulptur in Epoxidharz gegossen.