Sa. Dez 21st, 2024
Sie ist deutlich kleiner als heimische Stechmücken, aber um einiges gefährlicher: Die Asiatische Tigermücke breitet sich in Hessen immer weiter aus. Beim Kampf gegen das Insekt kann jeder Hesse helfen.

Als eine Art blinder Passagier im Handels- und Reiseverkehr hat sie es in den vergangenen Jahrzehnten von Südostasien bis nach Hessen geschafft – und sich in Zeiten des Klimawandels und immer milderer Winter richtig gut eingelebt: Die Asiatische Tigermücke breitet sich hierzulande weiter aus.

Das sei eine Gesundheitsgefährdung, sagt die hessische Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU). Denn das schwarz-weiß gemusterte Insekt kann gefährliche Krankheitserreger wie das Dengue- und Chikungunya-Virus übertragen.

Noch keine Infektionen in Deutschland

Zwar ist in Deutschland bislang kein Fall bekannt geworden, bei dem eine Erkrankung durch den Stich einer hier lebenden Tigermücke übertragen wurde. Experten halten das wegen des Klimawandels aber nur für eine Frage der Zeit.

In Südfrankreich etwa wurden schon mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet, Dengue-Infektionen zum Beispiel auf Madeira sowie in Kroatien und Frankreich nachgewiesen. Im Mittelmeerraum kam es schon zu Chikungunya-Ausbrüchen. 

Das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) ruft dazu auf, nicht nur Vogeltränken, Eimer, Gießkannen und Regentonnen unzugänglich zu machen. Auch Hohlräume in Zäunen und offene Sonnenschirmfüße sollten abgedeckt werden, etwa mit umgedrehten Plastikflaschen.

Auch naturnahe Gartenteiche können demnach hilfreich sein: Dort leben natürliche Gegenspieler der Tigermücke wie beispielsweise Libellenlarven, Wasserkäfer und Wasserwanzen, die die Stechmückenlarven fressen.

Große Ausbreitung in Bürstadt

In Deutschland ist die Stechmücke etwa in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Berlin und eben auch in Hessen nachgewiesen. Sichtungen gab es zum Beispiel in Frankfurt, Flörsheim (Main-Taunus), Wiesbaden sowie in den Kreisen Bergstraße, Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg, Main-Kinzig, Main-Taunus und Rheingau-Taunus. Wer eine Asiatische Tigermücke entdeckt, ist angehalten, sie dem HLfGP per Mail zu melden.

In Bürstadt (Bergstraße) ist sie sogar schon so weit verbreitet, dass sie nicht mehr einzeln bekämpft werden kann. Ab Mitte April soll die Ausbreitung deshalb punktuell verhindert werden, vor allem rund um Kindergärten, Schulen und Altersheimen.

Oestrich-Winkel 2023 “tigermückenfrei”

Einen Teilerfolg im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke kann dagegen Oestrich-Winkel (Rheingau-Taunus) vermelden. Im vergangenen Jahr sei dort kein Fund gemeldet worden, sagt Xenia Augsten, Sprecherin der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs).

In dem Verband am Oberrhein haben sich mehr als 90 Kommunen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Er zieht gegen verschiedene Blutsauger – darunter Tigermücken – mit einem Wirkstoff ins Feld, der Larven tötet.

Kabs: Mühsames Vorgehen

Im Gegensatz zu etwa der Auwaldstechmücken am Rhein könne die Tigermücke aber nicht großflächig per Helikopter bekämpft werden: Sie komme vor allem in besiedelten Gebieten vor und müsse deshalb mühsam am Boden nacheinander auf einzelnen Flächen ins Visier genommen werden, wie Augsten erklärt.

Gartenbesitzer in betroffenen Gebieten würden vorab informiert und gefragt, ob ihr Garten betreten werden dürfe. Im Kampf gegen die Tigermücke komme der Kabs nun auch personell an seine Grenzen. “Wir stellen nun auch Saisonkräfte ein”, sagt Augsten.