Nach Spielen von Eintracht Frankfurt kommt auch im Pressebereich mitunter Spannung auf. Welcher Spieler wird sich vor die Mikros stellen? Wie viele Profis kommen insgesamt? Und wann geht’s los? Sportvorstand Markus Krösche, das ist Teil seines Jobs und darauf kann man sich verlassen, ist immer der Erste. Danach ist einiges möglich.
Da das Beantworten von Fragen für die meisten Profis eine eher lästige Pflicht ist und hin und wieder etwas Überredungskunst der Frankfurter Medienabteilung bedarf, kann vieles passieren. So gut wie am vergangenen Freitag ist das Angebot selten.
Matchwinner Hugo Ekitiké, Kevin Trapp und Robin Koch präsentierten sich nacheinander allesamt bestens gelaunt und in Plauderstimmung. Selbst kurze Wartezeiten wurden scherzend hingenommen und mit dem Foppen der Teamkollegen überbrückt. So ein 3:1-Sieg gegen Augsburg kann eben befreiend wirken. Den bemerkenswertesten Auftritt in der Mixed Zone legte jedoch Axel Hellmann hin.
Hellmann lobt Fans und kritisiert den VAR
Der Vorstandssprecher, auch das ist Teil seiner Job-Beschreibung, muss nicht darum gebeten werden, auch mal ein Statement abzugeben. Hellmann entscheidet selbst, wann er an die Öffentlichkeit geht und was er dort sagt. Sobald er irgendwo auftaucht, sollte man genau hinhören. Denn dann gibt es etwas mitzuteilen – so wie am Freitag.
Hellmann, dessen Worte bei der Eintracht Gewicht haben und die er dank seiner Statur und seiner Rhetorik stets mit Nachdruck zum Ausdruck bringt, hatte gleich drei Dinge auf dem Herzen. Nummer eins: ein Dank an die Fans für die Anteilnahme am Tod von Eintracht-Legende Bernd Hölzenbein. “Das hat der Familie viel Kraft gegeben.” Nummer drei: Kritik am Schiedsrichter und dem VAR für einen nichtgegebenen Elfmeter nach einem vermeintlichen Foul an Omar Marmoush in der Schlussphase. “Das muss mir jemand erklären.”
Während man bei Punkt eins zustimmen und bei Punkt drei definitiv auch anderer Meinung sein kann, bettete Hellmann den entscheidenden zweiten Punkt seiner Ausführungen genau in die Mitte. An dieser Stelle tat der 52-Jährige etwas, was er sonst nur höchst selten tut: Er kommentierte die sportlichen Leistungen. Dies habe sein Vorredner Krösche zwar mit Sicherheit bereits ausführlich und allumfassend getan, so Hellmann. “Aber ich will noch eine andere Sache sagen.”
Toppmöller muss sich angesprochen fühlen
Ob Hellmann zwischen den Zeilen dieser sehr eindeutigen Sätze nun bewusst eine Kritik am oft eher schnöden Ballbesitz-Fußball von Toppmöller versteckte oder nicht, lässt sich wohl nicht abschließend beantworten. Klar ist aber, dass Hellmann mit diesem Vorpreschen etwas erreichen wollte und seine Worte bewusst wählte. Die Mannschaft, und damit auch Coach Toppmöller, müssen sich im Bundesliga-Endspurt an der Leistung in der zweiten Hälfte messen lassen und das Frankfurter Publikum dauerhaft wieder auf ihre Seite bringen.
Platz sechs und damit die sichere Qualifikation für die Europa League muss mit allen Mitteln verteidigt werden, die oft versprochene, aber sehr selten tatsächlich umgesetzte Leidenschaft muss ab sofort in der jeder Sekunde spür- und sichtbar sein. Sonst könnte es wohl, auch wenn Hellmann das nicht sagt, ungemütlich werden.
Hellmanns Monolog endete übrigens nach ziemlich exakt zwei Minuten und mit den Worten: “Ich wünsche allen einen wunderschönen Abend, danke schön.” Nachfragen konnten nicht gestellt werden, Hellmann verschwand so plötzlich wie er gekommen war. Die richtigen Antworten müssen jetzt auf dem Platz gegeben werden.