Morgens kicken, mittags lernen und in China Weltmeister werden. Die Fußballerinnen der Carl-von-Weinberg-Schule träumen vom großen Sieg bei der Schul-WM. Wie das gelingen soll? Mit dem “Frankfurt Style”.
Wenn sie morgens das Haus verlassen, haben sie neben dem Mathe- oder Deutsch-Heft nahezu immer die Fußballschuhe dabei: die Mädels der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt. Drei Mal pro Woche trainieren die 16- bis 18-Jährigen vor dem Unterricht. Mit großem Erfolg: Zuletzt wurden sie beim Bundeswettbewerb “Jugend trainiert für Olympia” deutscher Schul-Meister.
Damit haben sich die jungen Fußballerinnen gleichzeitig für die Schul-Weltmeisterschaft in China qualifiziert. Das Turnier startet am 17. Mai. “Nach China zu fliegen, ist etwas ganz Besonderes, weil es für eine Schule ja nicht normal ist, so etwas machen zu dürfen”, sagt Kapitänin Amalia Kouroupis. Sie ist 17 Jahre alt und spielt in der Innenverteidigung.
“Sehr besonders, Deutschland vertreten zu dürfen.”
Für Amalia und einige der Mädchen ist es bereits die zweite Teilnahme an einer Schul-Weltmeisterschaft. Vergangenes Jahr war das Team schon in Marokko dabei. Damals wurden sie Vierter. “Das war der Wahnsinn. Allein dieses Gefühl, wenn man auf diesen riesigen Campus kommt und alle einen begrüßen”, erinnert sich die 18-jährige Julie Zerson. “Es ist schon sehr besonders, Deutschland vertreten zu dürfen.”
Mit insgesamt 18 Spielerinnen werden sie von Frankfurt aus nach China fliegen. Dazu kommen Trainer, Co-Trainer, Teammanagerin und sogar eine Physiotherapeutin. Die Carl-von-Weinberg-Schule gehört zu den Eliteschulen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), aus deren Schmiede schon Nationalspielerinnen wie Sophia Kleinherne hervorgegangen sind.
Frankfurt Style als Alleinstellungsmerkmal
Neben dem akribischen Arbeiten auf dem Trainingsplatz gehört für Coach Anouar Ddaou zum Erfolgsrezept der Schule aber noch mehr dazu: “Unsere Mannschaft zeichnet ein unbändiger Wille aus. Ich sage dazu ‘Frankfurt Style’. Darin sind wir deutschlandweit ein Unikat.” Was der Trainer meint: “Verschiedene Charaktere, Kulturen und Länder, die hier verschmelzen. Man lernt von allen etwas und das formt den Charakter”, ist sich Ddaou sicher.
Er ist Fußball-Lehrer. Heißt: In China wird er nicht nur die Mannschaft coachen, sondern zum Beispiel auch vor Ort Klausuren beaufsichtigen, denn das siebentägige Turnier in China ist für die Mädels keine schulfreie Zeit. Wobei sie diesen Spagat aus Unterricht und Fußball aus den Jahren an der Gesamtschule in Frankfurt eh schon gut kennen.
“Es ist sehr komplex. Dadurch, dass man Training hat, im Anschluss Schule und dann wieder Training. Aber mit genug Regeneration schafft man das alles und für mich ist es ein guter Ausgleich. Ich liebe Fußball über alles”, erklärt Spielerin Julie Zerson. “Wenn man nach dem Training zum Beispiel direkt Mathe hat, muss man schon erst mal umschalten, aber das ist gar nicht so schwer”, fügt Mitspielerin Amalia Kouroupis hinzu.
Kooperation zwischen Eintracht Frankfurt und der Schule
Die Verteidigerin hat auch schon Spiele für die B-Juniorinnen von Eintracht Frankfurt bestritten. Generell gibt es einen guten Austausch und eine Kooperation zwischen dem hessischen Top-Klub und der Carl-von-Weinberg-Schule. “Wir arbeiten mit Niko Arnautis sehr eng zusammen. Er ist auch noch Lehrer-Trainer und weiß ganz genau über die Entwicklungsschritte der Mädels Bescheid”, so Ddaou. Arnautis, der Trainer der Eintracht Frankfurt Frauen, sei regelmäßig vor Ort, um sich das Training anzuschauen.
“Von daher geht da kein Talent verloren”, versichert Ddaou, der mit seinen Mädels auch hin und wieder ein Spiel der Profi-Vorbilder gemeinsam anschaut. Bei der WM in China sind sie aber selbst auf dem Fußballplatz gefragt. “Wir werden alles geben und dann schauen wir mal, was bei herum kommt. Ich traue unserer Mannschaft viel zu”, sagt Flügelspielerin Julie Zerson mit einem breiten Grinsen.