Zwölf Stunden hat ein dreijähriges Mädchen aus Kassel in der Wohnung eines 70 Jahre alten Mannes verbracht, nachdem eine Verwandte das Kind aus den Augen verloren hatte. Gegenüber Ermittlern sprach der Senior von einer Verwechslung.
Nach dem zwischenzeitlichen Verschwinden einer Dreijährigen in Köln bemühen sich die Ermittler um Aufklärung des Falls. Warum verbrachte das Mädchen aus Kassel am Wochenende zwölf Stunden in der Wohnung eines 70 Jahre alten Mannes, ehe Polizisten es dort mehr oder weniger zufällig entdeckten? Der 70-Jährige, der sich zwischenzeitlich in Polizeigewahrsam befand, spricht nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Köln von einer Verwechslung. Gegen ihn wird weiter wegen des Verdachts der Kindesentziehung ermittelt.
Der Beschuldigte gab an, er habe das Kind am Freitagabend zufällig vor seiner Wohnung stehen sehen, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Montag auf Anfrage des hr. Irrtümlich habe er die Dreijährige mit seiner Enkelin verwechselt und deshalb mit in seine Wohnung genommen. Einer der Söhne des Mannes sagte der Bild-Zeitung (Inhalt hinter Bezahlschranke), der 70-Jährige leide unter einer starken Sehschwäche.
Die weiteren Ermittlungen sollen nun klären, ob der Mann die Wahrheit sagt. Weitere Angaben machte der Oberstaatsanwalt nicht, auch nicht zu der angeblichen Sehschwäche des Verdächtigen. Es stünden noch weitere Zeugenaussagen aus, teilte Bremer mit.
Tante hatte Dreijährige in Park aus den Augen verloren
Die Dreijährige aus Kassel hatte mit ihren Eltern Verwandte in Köln besucht. Am Freitagabend war sie mit ihrer Tante in einem nahegelegenen Park im Stadtteil Kalk, der zu dem Zeitpunkt gut besucht war. Die Tante verlor ihre auf einem pinkfarbenen Laufrad fahrende Nichte aus den Augen. Dort verlor sich die Spur des Mädchens, ehe Polizisten sie am frühen Samstagmorgen bei Befragungen von Anwohnern zufällig in der Wohnung des 70-Jährigen fanden.
Der Senior wurde daraufhin vorläufig festgenommen und später mangels Haftgründen entlassen. Konkrete Hinweise auf einen körperlichen Übergriff hätten sich auch nach ärztlicher Begutachtung des Kindes nicht ergeben. Das Ermittlungsverfahren gegen den Beschuldigten stütze sich “derzeit allein auf den Verdacht der Kindesentziehung”, hieß es in einer Mitteilung von Sonntag.
Mädchen wies keine Verletzungen auf
Bereits am Samstag hatten die Ermittler erklärt, dass das Mädchen “augenscheinlich unverletzt” gewesen sei, als Polizisten sie im Rahmen einer großen Suchaktion in der Wohnung des 70-Jährigen entdeckt hätten.
Bei der Suche nach ihr kamen auch Spürhunde und ein Hubschrauber zum Einsatz. Der Mann wurde vernommen, seine Wohnung wurde kriminaltechnisch untersucht. Auch die Dreijährige sollte im Beisein ihrer Eltern befragt werden.