Für fast eine halbe Million Euro wurde die historische Postbrücke zwischen Lorsch und Heppenheim saniert. Das Problem: Auf einer Seite versperrt ein Zaun das Weiterkommen. Wie konnte das passieren?
Schön ist sie geworden, die neue alte Postbrücke zwischen Heppenheim und Lorsch an der Bergstraße. Mit ihren beiden Bögen und den historischen Steinen schmiegt sich die frisch sanierte Sandsteinbrücke aus dem 18. Jahrhundert sanft über die schmale Weschnitz.
Ein kleines Schmuckstück, dass dort unweit der A5 das Lorscher und das Heppenheimer Ufer verbindet. Doch die Brücke hat einen entscheidenden Haken: Sie führt zu nichts.
Kurz hinter der Brücke ist Schluss
Man kann sie zwar überqueren, doch auf der Lorscher Seite endet der Weg abrupt. Direkt nach der Brücke verhindert ein meterhoher Zaun das Weiterkommen, es bliebt nur die Umkehr. Der Zaun soll verhindern, dass Menschen in das dahinterliegende Vogelschutzgebiet laufen und etwa brütende Tiere stören.
Rund 400.000 Euro hat die Sanierung der historischen Brücke gekostet, die kürzlich eingeweiht wurde. Betrachtet man das reine Ergebnis, könnte man von gut angelegtem Geld sprechen. Da die Brücke aber als Weg für Fußgänger und Radfahrer vollkommen unbrauchbar ist, stellt sich die Frage nach dem Sinn dieser Investition.
Erst recht, da das eingezäunte Gelände bereits 2017 – weit vor Beginn der Bauarbeiten an der Postbrücke – im Zuge der Renaturierung der Weschnitz zum Schutzgebiet erklärt wurde. Es war somit die ganze Zeit klar: Auf einer Seite der sanierten Brücke wird es nicht weitergehen. Bevor das Gebiet eingezäunt wurde, führte die Brücke auf einen Weg durch die Felder und Wiesen, der gerne von Spazierenden und Radfahrenden genutzt wurde.
Denkmalschutz lässt keinen Spielraum
Warum wurde trotzdem gebaut? Die Antwort ist simpel: “Die Brücke steht unter Denkmalschutz und deswegen sind wir als Stadt zusammen mit Heppenheim verantwortlich, sie instand zu halten”, erklärt Volker Knaup, Leiter des Bau- und Umweltamts in Lorsch. Da gebe es keinen Spielraum.
Die Brücke stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und diente einst als Weg für die Postkutschen zwischen Heidelberg und Frankfurt. In der jüngeren Vergangenheit und vor der Errichtung des Vogelschutzgebiets nutzen neben Ausflüglern vor allem Landwirte die Brücke.
Vor neun Jahren war es dann auch einer dieser Landwirte, der mit einer schweren Maschine die Brücke stark beschädigte. “Ein sechs Meter langes Stück der Brüstung war herausgebrochen und in die Weschnitz gefallen”, erinnert sich Knaup. Die Brücke wurde gesperrt, die Städte mussten handeln. Eine Bestandsaufnahme habe daraufhin ergeben, dass nur eine vollständige Sanierung Sinn ergibt, so der Amtsleiter.
“Spagat zwischen Denkmalschutz und Naturschutz”
Das Landesdenkmalamt unterstützte die Sanierung mit 50.000 Euro, ein bisschen Geld kam von der Versicherung, sodass sowohl Lorsch als auch Heppenheim jeweils rund 160.000 Euro stemmen mussten. Anfang des Monats wurde die sanierte Brücke nach rund zwei Jahren Bauzeit feierlich wiedereröffnet. “Wir mussten hier den Spagat machen zwischen Denkmalschutz und Naturschutz”, sagt Knaup.
Was trotz aller Erklärungen aber bleibt, ist eine teure Brücke, die gegen einen Zaun führt und der Beweis, dass Plus und Plus manchmal auch Minus ergeben. Naturschutz und Denkmalschutz sind für sich genommen wichtige und unterstützenswerte Ziele, das Aufeinandertreffen beider dürfte im Fall der historischen Postbrücke aber noch lange für Kopfschütteln bei verwunderten Spaziergängern und Radfahrerinnen sorgen.