Zurzeit erleben viele Gartenbesitzer in Deutschland einen Albtraum: Schnecken machen sich über Pflanzen her und hinterlassen nur noch durchgelöcherte Reste. In diesem Jahr sei es besonders schlimm, erklärt Roland Jörg vom Kleingärtnerverein Eschersheim in Frankfurt. Bei fast allen seiner Gemüsepflanzen finde er Löcher in den Blättern.
“Das feuchte Frühjahr hat gute Bedingungen für die Schnecken geschaffen. Dazu war der Winter nicht hart genug – wenig Frost, sodass die Schnecken überlebt haben und jetzt alles abfressen”, klagt Jörg. Insbesondere sein Rhabarber scheint den Schnecken zu schmecken.
Spanische Wegschnecke besonders präsent
Bereits im vergangenen Jahr haben sich die Schnecken von den Dürrejahren 2018 bis 2022 erholt, wie Markus Pfenninger vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt erklärte. Nach dem zweiten feuchten Jahr starteten die Schnecken demnach von einem hohen Niveau aus.
Die Spanische Wegschnecke, die sich seit Jahrzehnten in Deutschland ausbreitet, ist zurzeit besonders präsent in den hessischen Gärten. “Es gibt Pflanzen, die komplett von ihnen aufgefressen werden, vor allem Salate. Andere Pflanzen wie Tomaten, Spinat oder Mangold werden weniger angegriffen”, bestätigt auch Frank Uwe Pfuhl vom Nabu Wetterau.
Trotz ihres Namens ist die gefräßige Schnecke in Spanien selbst selten anzutreffen. Anders als lange vermutet, sei sie wohl nicht durch Obst- und Gemüseimporte nach dem Zweiten Weltkrieg von der Iberischen Halbinsel eingeschleppt worden.
Schneckenabwehr: Welche Methoden helfen wirklich?
Wegschnecken können hervorragend klettern und erreichen so fast alles im Garten. Um die Schneckenplage zu bekämpfen, setzen Gartenbesitzer auf unterschiedliche Methoden. Vor der weit verbreiteten Bierfalle warnt Pfuhl jedoch. Bei dieser Methode wird ein glattes Gefäß oder eine Schale etwa zur Hälfte mit Bier gefüllt und in die Erde eingegraben. Schnecken werden vom Geruch des Biers angezogen und kriechen in die Falle, wo sie qualvoll ertrinken.
Aber nicht nur die Qualen der Schnecken seien das Problem: “Schnecken haben einen ausgezeichneten Geruchssinn und werden von weit her angezogen. Das kann dazu führen, dass man noch mehr Schnecken anlockt”, so Pfuhl. Die Bierfalle könnte daher das Problem eher verschlimmern als lösen.
Daneben gebe es weitere gängige Strategien zur Schneckenabwehr. Schneckenzäune, Kupferbänder und Schneckenkorn seien weit verbreitet. Hilfreich ist es laut Pfuhl, Feuchtigkeit zu entziehen, da Schnecken diese zur Fortbewegung brauchen. Bewährte Mittel seien zum Beispiel Kaffeesatz, zermalmte Pflanzen oder Holzkohle rund um die Nutzpflanzen.
Nachhaltige Lösungen für die Schneckenplage mit natürlichen Feinden
Eine nachhaltige Lösung für das Schneckenproblem sei es, das natürliche Gleichgewicht im Garten zu fördern. “Igel, Kröten und Laufkäfer sind natürliche Fressfeinde der Schnecken”, so Pfuhl. Auch Vögel könnten helfen, die Population in Schach zu halten.
Durch das Anlegen von Unterschlüpfen und das Pflanzen von Hecken und Sträuchern können Gärtner diese Nützlinge in ihren Garten locken. Zudem könnten Pflanzen wie Farn, Salbei oder Thymian, die Schnecken weniger mögen, als Barrierepflanzen eingesetzt werden.
Kleingärtner im Kampf gegen Schnecken
Kleingärtner Jörg greift bei seinem Schneckenproblem wortwörtlich selbst zu. Er nutze Blätter und andere Gartenabfälle, um die Schnecken anzulocken und dann einzusammeln. “Ich sammle die Schnecken meist abends ab, besonders unter Rhabarberblättern”, erzählt er. Das sei mühsam, aber notwendig. Für Jörg sei das Absammeln der Schnecken zu einer täglichen Aufgabe geworden.
Trotz des ärgerlichen Schadens, den Schnecken anrichten, bleiben sie ein Teil des natürlichen Gleichgewichts. Sie zersetzen tote Pflanzen und scheiden sie quasi als Dünger wieder aus – so tragen sie zur Bodenfruchtbarkeit bei. Problematisch wird es allerdings, wenn die Schneckenpopulation überhandnimmt und massive Schäden anrichtet.
Indem die natürlichen Feinde der Schnecken gefördert und umweltfreundliche Methoden angewendet werden, können die Schäden begrenzt und gleichzeitig ein Beitrag zum Naturschutz geleistet werden.