Ein Ausbau der A5 zwischen Frankfurter Kreuz und Friedberg auf zehn Spuren ist technisch möglich. Zu dem Ergebnis kommt eine Machbarkeitsstudie der Autobahn GmbH des Bundes. In Hessen stößt sie auf viele Vorbehalte.
Das Frankfurter Kreuz gilt als als einer der größten Verkehrsknotenpunkte Deutschlands. Und es könnte weiter wachsen, so sieht es der Verkehrswegeplan des Bundes vor. Umstritten ist seit langem, dass darin auch stellenweise ein Ausbau der A5 auf zehn Spuren vorgesehen ist.
Am Mittwoch veröffentlichte die Autobahn GmbH das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie zu diesen Plänen: Eine Erweiterung auf zehn Spuren vom Frankfurter Kreuz bis zur Anschlussstelle Friedberg – und damit deutlich weiter als aktuell im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen, in dem es nur um zehn Spuren bis zum Nordwestkreuz geht – sei grundsätzlich technisch möglich.
Dies würde zu einem guten Verkehrsfluss führen, so die Autobahn GmbH. Der Ausbau auf je fünf Fahrspuren in beiden Richtungen würde demnach rund 1,1 Milliarden Euro kosten.
Stadt Frankfurt lehnt Ausbau ab
Reaktionen auf die Studie ließen nicht lange auf sich warten: Frankfurts Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) teilte am Nachmittag mit, dass die Stadt den zehnspurigen Ausbau auf ihrer Gemarkung weiterhin ablehne.
Siefert verwies auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung von Februar 2023: “Unabhängig von den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie wird der zehnspurige Ausbau der A5 abgelehnt”, heißt es darin. Grund sei insbesondere “die anhaltende Unklarheit über den effektiven Lärmschutz”.
“Die Stadt Frankfurt erwartet vom Bundesverkehrsministerium, dass die Maßnahme im Rahmen der Bedarfsplanüberprüfung gestrichen und planerisch nicht weiterverfolgt wird”, heißt es in der Mitteilung des Verkehrsdezernenten weiter. Das Autobahnnetz der Rhein-Main-Region sei schon heute eines der dichtesten der Welt.
Lärmschutz-Bedenken auch bei Mansoori
Ähnliche Bedenken hat Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD). Zwar müsse sein Ministerium die Studie noch eingehend prüfen. “Aber schon heute lässt sich sagen, dass ein zehnspuriger Ausbau der A5 mit Milliardenkosten und aufwendigem Lärmschutz verbunden ist”, teilte der SPD-Politiker mit.
Er wies darauf hin, dass die Machbarkeitsstudie zunächst ein Zwischenschritt für die weiteren Entscheidungen sei. “Der zehnstreifige Ausbau ist durch die Studie insoweit nicht vorgegeben oder gar in Stein gemeißelt”, betonte Mansoori.
Schon vor Wochen habe er Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) mitgeteilt, dass dies nach seiner Einschätzung nur bei einer Einhausung möglich wäre, also einer vollständigen Umbauung der Autobahn.
Grüne sehen auch Einhausung kritisch
Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Landtag, Katy Walther, kritisierte auch diesen Vorschlag Mansooris als “nicht haltbar”. Die Studie zeige, dass es die technischen Standards für eine solche Einhausung nicht gebe.
Statt durch einen Ausbau auf noch mehr Spuren müsse der Verkehrsfluss der A5 durch Ertüchtigung der Autobahnkreuze und Ersatzneubauten verbessert werden, so die Grünen-Politikerin.
Bislang keine zehnspurigen Autobahnen in Deutschland
Die bereits 2019 noch mit der damals zuständigen Landesbehörde Hessen Mobil in Auftrag gegebene Studie sollte zwei Streckenabschnitte betrachten. Der eine reichte vom Frankfurter Kreuz bis zum Nordwestkreuz und steht bereits im Bundesverkehrswegeplan, der andere reicht vom Nordwestkreuz bis zur Anschlussstelle Friedberg.
Bei der Studie seien die Aspekte Verkehrssicherheit, Breite, Streckenverlauf, Entwässerung und Lärmschutz in den Blick genommen worden, hieß es am Mittwoch. In der kommenden Zeit sind nach Angaben der Autobahn GmbH aber noch weitere Untersuchungen nötig.
“Autobahnen mit fünfstreifigen Richtungsfahrbahnen sind – abgesehen von Verflechtungsstrecken zwischen dicht aufeinander folgenden Knotenpunkten – in Deutschland bislang nicht realisiert worden”, heißt es in der Studie. Im Ausland seien Autobahnen mit vier und mehr Fahrstreifen pro Fahrtrichtung vor allem in den Ballungsräumen der USA verbreitet, wo sie bereits seit den 1960er Jahren eingesetzt werden.
BUND: Mangelnder Klimaschutz
Kritik an den Ausbauplänen äußern Umweltschutzverbände seit langem. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisiert etwa, dass damit der beschleunigte Klimawandel in Kauf genommen werde.
Im Februar forderte der BUND die hessische Landesregierung auf, Planungs- und Genehmigungskapazitäten allein auf den Erhalt der bestehenden Strecken zu richten und sich insbesondere auf die Schieneninfrastruktur zu konzentrieren.
Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) lehnt einen Ausbau der A5 ab. “Die Verkehrszahlen der Gegenwart werden ohne Rücksicht auf veränderte Arbeitsweisen, Fortschritt und Zukunft hochgerechnet”, teilte der Verkehrsclub am Mittwoch mit.
Er warnte vor “noch mehr Lärm, noch mehr Feinstaub und noch mehr Abgasen”. Der Ausbau möge technisch machbar sein, für Mensch und Umwelt wäre er eine Katastrophe, befürchtet der VCD.