Lilien-Neuzugang Paul Will hat nicht nur einen Namen, der sich für Wortspiele anbietet. Paul Will will bei Darmstadt 98 auch mit absolutem Willen vorangehen und zum Chef werden. Helfen soll dabei seine Vergangenheit beim FC Bayern.
Es gehört zu den ungeschriebenen Gesetzen des Amateurfußballs, dass es für fast jede Aktion einen passenden Spruch gibt. Bei groben Foulspielen wird daran erinnert, dass alle montags wieder arbeiten müssen. Bei missglückten Torschüssen schallt vom Gegner gerne ein “Den können wir schießen lassen” über den Platz. Und technisch saubere Ballannahmen führen oft zu einem geraunten: “Oh, der hat früher mal höher gespielt.” Ein Satz, den auch Lilien-Neuzugang Paul Will hin und wieder hören könnte.
Vergangenheit beim großen FC Bayern
Auf Dorf-Sportplätzen hat der 25-Jährige zwar vermutlich zuletzt in der Jugend bei seinem mittelhessischen Heimatverein TSG Wieseck (Gießen) gekickt. Da Will während seiner Zeit bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern aber auch bei den Profis reinschnuppern durfte, dort in der Vorbereitung unter anderem gegen Tottenham Hotspur spielte und später auch bei einem Champions-League-Spiel gegen Benfica Lissabon zum Kader gehörte, passt diese Aussage auch zu ihm. Paul Will, früher mal höherklassig unterwegs.
Nun sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Will nie in einem Pflichtspiel an der Seite von Leon Goretzka, Joshua Kimmich oder Thomas Müller zum Einsatz kam. Viel gelernt hat der Sechser, der von Dynamo Dresden zu den Südhessen gewechselt ist, dennoch. “Am meisten begeistert hat mich der Siegeswille in jeder Einheit und jeder kleinen Übung”, erzählte Will im Trainingslager des SV Darmstadt 98. “Das waren alles keine besonders guten Verlierer. Die Einstellung der Jungs zum Profifußball hat mich beeindruckt.”
Viel Konkurrenz im Mittelfeld
Und mit eben diesem bayrischen Mia-san-Mia-Spirit, den der zweimalige U20-Nationalspieler danach insgesamt vier Jahre in Dresden auslebte und in dieser Zeit einmal in die 2. Liga auf und einmal in die 3. Liga abstieg, will Will nun bei Darmstadt 98 durchstarten. “Ich habe schon im Winter in Dresden anklingen lassen, dass ich gerne in die 2. Liga möchte”, so Will. Da sein Ex-Verein auf diese Aussage nicht reagierte und dem Vize-Kapitän kein neues Angebot vorlegte, war die Entscheidung für die Lilien und einen Neuanfang schnell gefallen. “Ich dachte, sie machen mir den Abgang schwerer.”
Dass Will trotz seines illustren Karriereverlaufs nun erstmal bei Null anfängt und sich einem harten Konkurrenzkampf stellen muss, weiß er aber auch. Für seine Position im zentralen Mittelfeld bewerben sich mit Kai Klefisch und Merveille Papela nicht nur zwei weitere Neuzugänge. Auch Fabian Nürnberger, Routinier Tobias Kempe oder Marvin Mehlem, so er denn bleibt, könnten dort spielen. Ein Favorit ist nach ein paar Tagen Training noch nicht auszumachen, auch Will will sich seine neuen Mitspieler erst einmal anschauen. “ich will vernünftig ankommen und stelle hier als Neuzugang keine Ansprüche.” Vorerst.
Will traut sich Führungsrolle zu
Insgeheim, auch das ließ Will durchblicken, traut er sich die Rolle eines Führungsspielers nämlich definitiv zu. “Ich habe mir nicht vorgenommen, mich hier zu verstellen. Ich werde weiterhin auf dem Platz meine Kommandos geben und versuchen, meinen Mitspielern zu helfen.” Einen neuen Taktgeber können die Lilien, die noch monatelang auf ihren Kapitän Fabian Holland (Kreuzbandriss) verzichten müssen, auf jeden Fall gebrauchen. Die richtige Vita dafür bringt Will ja mit.