Eines der beliebtesten Exponate kehrt ins Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt zurück: die Würgeschlange, die ein Wasserschwein verschlingt. Restauratoren spendierten dem Schwein ein Lifting.
Zum 100. Geburtstag gibt es eine Generalüberholung: Die Anakonda mit halb verschlungenem Wasserschwein kehrt am Dienstag ins Senckenberg Museum in Frankfurt zurück. Das Exponat – eines der ältesten und beliebtesten des Museums – war zuvor fast anderthalb Jahre restauriert worden.
Die Präparatoren hätten unter anderem Risse in den gegerbten Häuten der beiden Tiere ausgebessert und Verunreinigungen entfernt, teilten Senckenberg-Präparator Udo Becker und Restauratorin Kathrin Sündermann mit. Außerdem seien Haare einzeln auf dem Hinterteil des Wasserschweins platziert worden.
Experten anderer Museen unterstützen
Die Arbeiten an der fünf Meter langen Würgeschlange und ihrer Beute seien “so vielschichtig wie bei einem Alten Meister” gewesen. Für die Restauration wurden demnach auch Expertinnen und Experten anderer Museen hinzugezogen, etwa aus dem Offenbacher Ledermuseum und dem Frankfurter Städel. Auch der Frankfurter Zoo unterstützte die “Operation Anakonda” mit einem mobilen Röntgengerät.
Der Glaskasten, in dem die Dermoplastik ausgestellt wird, sei nicht nur grafisch neu gestaltet, teilte das Museum mit. Zu ihrem Schutz befinde sie sich nun in einer neuen Vitrine, die die Temperatur und die Feuchtigkeit optimal reguliere.
Direktorin Franzen hatte die Schrumpfungen und Risse am Exponat im vergangenen Jahr auch mit den Folgen des Klimawandels in Verbindung gebracht: In den heißen Sommermonaten werde die Luft im Museum immer trockener. Das habe Auswirkungen auf Echthautpräparate wie die Anakonda.
Seit 1925 in Senckenberg-Besitz
Das “Unikat mit Ikonenstatus”, wie das Senckenberg sein Ausstellungsstück nennt, war nicht immer ein Ensemble: Beide Tiere wurden separat voneinander erlegt. Die Anakonda wurde 1924 in Brasilien von einem Trophäenjäger getötet. Ein Jahr später erwarb das Senckenberg Museum es von einem Händler in Hamburg.
In Abstimmung mit einem Reptilienforscher erschuf ein Präparator in Frankfurt schließlich das außergewöhnliche Arrangement von Wasserschwein und der sich in der Schlingphase befindenden Anakonda.
“Die Szene, die wir da sehen, ist zwar nachgestellt, passiert aber in diesem Moment irgendwo im tropischen Südamerika”, erklärte Biologe Sebastian Lotzkat im Gespräch mit hr3. Die auch als Capybara bekannten Wasserschweine sind die weltweit größten Nagetiere und vielerorts die Hauptnahrungsquelle der großen Würgeschlangen.
Langwierige Restauration
Das Museum hatte die Plastik im Januar 2023 aus der Ausstellung genommen, kurz darauf starteten die Restaurationsarbeiten. Zunächst waren dafür einige Monate vorgesehen. Schon im April des vergangenen Jahres war aber klar: Der Prozess würde komplizierter als angenommen und der Aufenthalt in der Museumswerkstatt länger dauern als geplant.