Do. Nov 21st, 2024

Erwin Müller ist Ex-Kommissar und hat einen Krimi über einen Cold Case aus den 1980er Jahren geschrieben. Darin verarbeitet der Autor auch, wie schwierig es für Beteiligte und Ermittler ist, wenn ein Fall nicht aufgeklärt werden kann.

Im November 1981 wird in der Stippbach, einem Tälchen nahe des mittelhessischen Örtchens Sinn, die grausam zugerichtete Leiche eines unbekannten Mannes gefunden. Trotz einer Fülle von Spuren auf Täter und Opfer blieben beide nach langwierigen und intensiven Ermittlungen der Kripo Dillenburg namenlos.

Der rekonstruierte Kopf des Toten wird fast vier Jahre später in der ZDF-Fernsehfahndung Aktenzeichen XY … ungelöst gezeigt. Auch die daraus resultierenden Hinweise führten bis heute nicht zur Aufklärung des schrecklichen Verbrechens im Stippbachtal bei Sinn. Der Cold Case bleibt ungelöst.

Autor Erwin Müller hat die Ermittlungen als Kriminalbeamter begleitet. Er schildert hier die kleinteilige Arbeit der Polizei und die Enttäuschung der Ermittler, wenn sich wieder einmal eine vielversprechende Spur im Nichts auflöst.

Dem realen Verbrechen stellt er die frei erfundenen Lebensgeschichten von zwei Menschen gegenüber, die zwangsweise zu Täter und Opfer werden.

„Ein solider Krimi, der aufgrund des interessanten Falls und dessen möglicher Hintergründe ohne erzwungen aufgebaute Action und Brutalität auskommt und ein schönes Leseerlebnis beschert, das sich vom Mainstream auf angenehme Weise abhebt.“ Sabine Dreyer (Lektorat „TAT-WORTE.DE“)

Mordfall von 1981 lebt in Niedereisenhausen neu auf

Ein ungeklärter Fall diente Erwin Müller als Grundlage für den Debütroman “Todestransit”. Im Steffenberger Ortsteil hat der ehemalige Kripo-Beamte aus dem Nähkästchen geplaudert.

– Mit einem echten Mordfall haben es jetzt die Besucher in der Alten Kirche in Niedereisenhausen zu tun bekommen. Dort las der Autor Erwin Müller aus einem seinem Debütroman “Todestransit” und gewährte den rund 30 Zuhörern dabei detailreiche Einblicke in die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei.

   Nach fast 40 Jahren im Polizeidienst kann der inzwischen pensionierte Kripobeamte da so einiges erzählen. “Manches beschäftigt einen auch über die Dienstzeit hinaus noch im Ruhestand”, betonte Müller. So wie etwa der reale Mordfall, der sich im November 1981 in einem Tal bei Sinn ereignete.

   Damals hatten Spaziergänger in der Nähe eines Feldweges eine teilweise verbrannte Leiche gefunden, die der Polizei über Jahre hinweg Rätsel aufgab. “Obwohl es einige heiße Spuren gab und mit der Hilfe des Schädels des Opfers sogar dessen Kopf rekonstruiert wurde, blieb der Fall ungelöst”, erklärte Müller.

“Obwohl es einige heiße Spuren gab und mit der Hilfe des Schädels des Opfers sogar dessen Kopf rekonstruiert wurde, blieb der Fall ungelöst.”

   Als Anfang der 2000er-Jahre beim Umzug der Dillenburger Polizei die alten Akten vernichtet werden sollten, meldete Müller, der damals in die Ermittlungen zu dem Mordfall involviert war, Interesse daran an und durfte sie schließlich mit nach Hause nehmen. “Mir hatte schon immer vorgeschwebt, daraus etwas zu machen”, gab Müller zu. Der erste Versuch war aber nur von leidlichem Erfolg gekrönt: Nach knapp 70 Seiten hatte er alles ermittlungstechnische Wissen vor den Lesern ausgebreitet, ohne jedoch sonderlich Spannung erzeugt zu haben. Deswegen entschied sich der Kleingladenbacher, eine fiktionale Geschichte um den realen Mordfall herum zu spinnen. Er gab sowohl Opfer, als auch Täter ein Gesicht, stellte beide in Beziehung zueinander und würzte diese mit einer Rachegeschichte, die sogar bis in die Zeit des Krieges zurückreicht.

Plaudern aus dem Polizei-Nähkästchen

   Fiktiv gelang Erwin Müller damit, was ihm und seinen Kollegen in der Realität verwehrt blieb: den Fall zu lösen. Dabei plauderte Müller in der Lesung immer wieder aus dem Nähkästchen der Polizeiarbeit und berichtete etwa von der Obduktion der Leiche, die ergeben habe, dass der Tote zuvor schon vier Wochen an einem anderen Ort gelagert gewesen sein müsse, bevor er in dem Waldstück abgelegt wurde. Und dass die Bruchleiste quer über seinen Schädel darauf schließen lasse, dass der Mann erschlagen wurde.

   Ebenso erzählte Müller von den Bemühungen der Polizei, einem Käfer-Fahrer als vermeintlichem Täter auf die Schliche zu kommen, die letztlich jedoch im Sande verliefen.

   Den realen Fall zu einer Geschichte zu verdichten, habe ihm Spaß gemacht, sagte Müller schließlich und deutete an, dass sein erster Roman wohl nicht sein letzter gewesen sein wird. Denn nach so langer Zeit im Polizeidienst habe er jede Menge Stoff für weitere Geschichten gesammelt, die er irgendwann auch noch zu Papier bringen wolle.

Der Kopf (FOTO) auf dem Altar ist die Originalrekonstruktion aus dem Schädel des Opfers, die damals angefertigt wurde, um den Mann zu identifizieren. Ohne Erfolg.

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