Do. Nov 21st, 2024

Der Mord an Tristan Brübach schockierte Frankfurt im März 1998. Der Junge wurde verstümmelt gefunden – doch eine Spur zu seinem Mörder hat sich bis heute nicht aufgetan.

Als Tristan Brübach tot am Liederbachtunnel am Höchster Bahnhof gefunden wurde, war es ein Mordfall, der weit über die Grenzen Frankfurts Menschen aufrüttelte. Spielende Kinder hatten am späten Nachmittag des 26. März 1998 die verstümmelte Leiche des 13 Jahre alten Jungen gefunden.

Tristan Brübach, hier auf einem undatierten Bild. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Es schien fast, als hätte der Mörder Tristan dort präsentiert. Nicht einmal eine Stunde zuvor war der 13-Jährige noch lebend gesehen worden, auf einer Bank am Höchster Bahnhof. Der Täter ist bis heute unbekannt. Es war das schreckliche Ende eines kurzen Lebens.

Auf den Fotos der Flyer mit den Zeugengesuchen der Polizei blickte den Menschen ein blonder Junge mit leicht trotzigem Gesichtsausdruck entgegen. Tristan war oft allein unterwegs – die Mutter war früh gestorben, der Vater zog ihn allein auf.

Auch neue Techniken führten zu keinem Erfolg

25 Jahre später sind die meisten Spuren kalt geworden. Versuchte zunächst eine große Sonderkommission, den Fall aufzuklären, ging zuletzt nur noch ein Ermittler Hinweisen nach, die etwa im Zusammenhang mit anderen Kriminalfällen geprüft wurden. “Tatsächlich ist der letzte Kollege, der den Fall von Anfang an kennt, in Pension”, sagt Thomas Hollerbach, Pressesprecher im Frankfurter Polizeipräsidium.

“Die bisher erlangten Ermittlungsansätze wurden nach den derzeitigen Möglichkeiten der Kriminaltaktik und -technik ausgeschöpft. Wir gehen jedoch selbstverständlich weiterhin jedem Hinweis nach, der zur Tataufklärung beitragen könnte”, versichert Hollerbach. Dabei würden auch neueste und modernste kriminaltechnische Möglichkeiten eingesetzt. “Bislang war dies jedoch erfolglos”, sagt Hollerbach.

BKA-Fahndung weiter online

Auch nach 25 Jahren nach Tristans Tod sind wichtige Fragen weiter offen. Da ist zum einen ein mit Tristans Blut gelegter Fingerabdruck, eine der wichtigsten Spuren dieses Falles. Er wird in regelmäßigen Abständen mit vorhandenen Daten abgeglichen – bisher ohne Erfolg. Zudem ist ungeklärt, wer nach der Tat im Besitz von Tristans Rucksack war, der erst im März 1999 gefunden wurde.

Unterführung des Liederbachs unter einer Straße in Frankfurt-Höchst, wo Tristan Brübach ermordet wurde. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Noch immer steht der Fahndungsaufruf des Bundeskriminalamts (BKA) zum Fall Tristan online – aktualisiert wurde er allerdings zuletzt im Jahr 2015, wie auf der Website zu lesen ist. Auch das Phantombild eines unbekannten Mannes im Alter von damals 20 bis 30 Jahren kursiert noch. Mehrere Zeugen hatten den Mann mit dem Jungen gesehen – identifiziert wurde er bislang nicht.

Verdächtige, gegen die im Zusammenhang mit anderen Straftaten ermittelt wurde, wurden im Zusammenhang mit dem Mord an dem 13-Jährigen überprüft. So etwa ein mutmaßlicher Serienmörder – bislang vergeblich.

Cold Cases Unit geht Hinweisen nach

Erst vor drei Jahren prüften die Ermittler einen weiteren neuen Ansatz, sagt Nadja Niesen, Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft: Sie seien dem Verdacht nachgegangen, ob Christian B., gegen den im “Fall Maddie” ermittelt wurde, der Täter im “Fall Tristan” sein könnte. “Es ergab sich jedoch kein konkreter Tatverdacht”, sagt Niesen.

Das zuletzt mit dem Fall befasste Kommissariat K11, CCU (Cold Cases Unit), des Polizeipräsidiums Frankfurt geht weiter Hinweisen nach – wenn es sie denn gibt. “Erfolgversprechende Hinweise hat es zuletzt aber nicht mehr gegeben, und eine Tataufklärung wird natürlich mit zunehmendem Zeitablauf immer schwieriger”, räumt Niesen ein. Resonanz gebe es aber immer, wenn wieder einmal über den Fall in den Medien oder sogenannten True-Crime-Podcasts berichtet werde, sagt die Staatsanwältin.

Denkmal statt Grab

Grab von Tristan Brübach auf dem Höchster Friedhof im Jahr 1999. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Insgesamt gingen mehr als 23.000 Hinweise ein. In Internetforen diskutieren Hobby-Ermittler über ihre eigenen Theorien – auch heute noch. Der Mordfall Tristan gibt vielen keine Ruhe. Zudem gibt es eine Website und Facebook-Seite von Privatleuten, die Tristan Brübach vor dem Vergessen bewahren wollen.

Auf dem Friedhof Höchst erinnert dank der privaten Initiative seit 2018 ein kleines, einem Grab nachempfundenes Denkmal an den Jungen. Tristans Grab wurde mittlerweile wie das umgebende Gräberfeld eingeebnet. Das Grabkreuz und ein steinernes Herz, das auf dem ursprünglichen Grab standen, sollen nun an der Gedenkstätte an ihn erinnern. Die Aufschrift ist schlicht: “Tristan – geboren 1984 – ermordet 1998”.

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