Ein ehemaliger katholischer Pfarrer aus Kalbach steht im Verdacht, Kinder in Internet-Chats sexuell missbraucht zu haben. Nun muss er sich einem Strafprozess am Landgericht Fulda stellen.
Der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagte ehemalige Pfarrer aus Kalbach (Fulda) muss sich von der kommenden Woche an vor dem Landgericht Fulda verantworten. Der Prozess in dem Verfahren wird am 24. September eröffnet, wie das Gericht am Dienstag mitteilte. Neun Verhandlungstage sind zunächst bis Ende Oktober angesetzt.
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, wo die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität (ZIT) sitzt, hatte im Dezember 2023 mitgeteilt, dass Anklage gegen den katholischen Pfarrer aus der osthessischen Gemeinde St. Kilian erhoben wurde. Der 42-Jährige steht im Verdacht Kinder und Jugendliche ohne Körperkontakt sexuell missbraucht haben.
Auf Chat-Plattform Kontakt angebahnt
Der Geistliche soll zwischen September 2021 und Juli 2022 auf einer Chat-Plattform im Internet gezielt Kinder und Jugendliche kontaktiert zu haben. Dort soll er ihnen kinderpornografische Videos vorgespielt haben. Außerdem soll er die Kinder und Jugendlichen aufgefordert haben, sich vor der Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen.
Von den Webcam-Übertragungen soll der Angeschuldigte heimlich Aufnahmen angefertigt und diese auf seinem Computer gespeichert haben. Auch soll er diese Videos an Dritte weitergegeben haben.
Deswegen muss er sich neben dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs auch wegen des Verdachts des Herstellens und des Besitzes von Material mit sexueller Gewalt gegen Kinder- und Jugendliche verantworten.
Tipp kam aus den USA
Der Auslöser für die Ermittlungen kam im Mai 2022 aus den USA. Das “National Center for Missing and Exploited Children” (NCMEC, Deutsch: Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder) hatte Ermittlern einen Hinweis gegeben, wie die Zentralstelle in Frankfurt mitteilte.
Bei einer Durchsuchung der Wohn- und Büroräume im Juli 2022 wurden die Ermittler dann fündig. Sie stellten elektronische Speichermedien und IT-Hardware sicher.
Bistum Fulda entfernte den Pfarrer aus dem Dienst
Bei der Auswertung fanden die Ermittler eine Vielzahl von Dateien, die den Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern ohne Körperkontakt bestätigten. Insgesamt werden ihm nach Angaben der Ermittler 71 Taten zur Last gelegt, dabei in neun Fällen in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch von Kindern ohne Körperkontakt.
Im Zuge der Ermittlungen stellte das Bistum Fulda den Pfarrer vom Dienst frei. Das Bistum sprach damals von “gravierenden Gründen”. Der angeklagte Geistliche war im Jahr 2013 zum Priester geweiht worden und rund vier Jahre in der Pfarrei in Mittelkalbach tätig.
Schon einmal Ermittlungen gegen einen Pfarrer
In Kalbach kam es in der Vergangenheit schon einmal zu Aufsehen erregenden Ermittlungen. Gegen den dort von Juli 2011 bis März 2016 tätigen Pfarrer wurden die Nachforschungen aber Anfang 2018 eingestellt.
Der Pfarrer hatte sich selbst angezeigt, um den Sachverhalt strafrechtlich prüfen zu lassen. Nach Angaben des Bistums Fulda war es an Ostern 2016 zu “Handlungen mit Jugendlichen im Zusammenhang mit Alkoholkosum” gekommen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Fulda konnten aber kein strafbares Verhalten des damals 36-Jährigen nachweisen. Das Bistum versetzte den Pfarrer danach in eine Abteilung für IT-Technik.