Sa. Dez 21st, 2024

Die Droge Crack dominiert das Frankfurter Bahnhofsviertel. Nun plant die Stadt ein neues Suchthilfezentrum für Crack-Abhängige. Betroffene von außerhalb will man damit aber nicht anlocken. Stadt und Polizei fordern deshalb, dass auch andere Städte Konsumräume einrichten.

Vor den Drogenhilfeeinrichtungen in der Elbe- und Niddastraße im Frankfurter Bahnhofsviertel ist die offene Drogenszene zu beobachten. Dort finden die Drogenabhängigen alles, was sie suchen: Dealer, Drogen, soziale Kontakte und professionelle Hilfe. Aus diesem Grund zieht das Bahnhofsviertel Suchtkranke aus ganz Süddeutschland an.

Die offene Szene sorgt für Probleme: Anwohner beschweren sich über Lärm und Müll, Geschäftsleute fürchten den Rückgang ihrer Umsätze, Menschen, die durchs Viertel müssen, fühlen sich unsicher und die Drogenkranken sind häufig psychisch und physisch in einem schlechten Zustand.

Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) will nach eigenen Angaben “eine gewisse Ordnung in den öffentlichen Raum reinbringen, eine Balance”. Ihm schwebt ein Stadtteil für alle vor.

Das Bahnhofsviertel soll demnach Ausgehviertel bleiben, Anwohner und Arbeitnehmer sollen sich sicher fühlen und Suchtkranke sollen Hilfe bekommen – doch nicht mehr alle Suchtkranken.

OB: “Können nicht allen ein Angebot machen”

Der Oberbürgermeister, der Polizeipräsident Stefan Müller und die Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) fordern unisono, dass auch andere Städte sich um ihre suchtkranken Bürger kümmern sollen.

Frankfurt ist die einzige Stadt in der gesamten Region, die Drogenhilfeeinrichtungen wie etwa Druckräume bereitstellt.

Mehr als die Hälfte der Abhängigen kommt aber gar nicht aus Frankfurt – ein Drittel nicht aus Hessen. Mike Josef betont, “angesichts begrenzter Kapazitäten werden wir schauen müssen, dass wir nicht allen ein Angebot machen können, die nach Frankfurt kommen.”

Schweiz als Vorbild für Hessen?

Frankfurts Polizeipräsident Stefan Müller drückt sich weniger diplomatisch aus. Er akzeptiere, dass es Drogenhilfeeinrichtungen im Bahnhofsgebiet gebe. “Dann aber bitte nicht für Menschen aus anderen Bundesländern”, sagt er.

Vorbild ist Zürich. In der Schweiz ist es gesetzlich geregelt, dass Städte Drogenhilfeeinrichtungen anbieten müssen. In Deutschland ist das nicht der Fall, Frankfurt hat sich freiwillig dazu entschieden, diesen Weg zu gehen und damit bereits vor 30 Jahren ein Exempel in Deutschland statuiert.

Ewig getrieben – Crack hat alles verändert

Die Drogenszene hat sich über die Jahrzehnte verändert: Crack ist zur Hauptdroge und somit zum Hauptproblem geworden. Die Droge auf Kokainbasis wird nicht, wie etwa das ebenfalls weit verbreitete Heroin, aufwendig gespritzt, sondern geraucht. Die abhängigen Menschen stellen sich kurz in einen Hauseingang oder suchen eine ruhige Ecke, zünden kleine Steine in einer Pfeife an und ziehen daran.

Anders als Heroin putscht Crack die Konsumierenden auf und die Wirkung vergeht schnell. Die Abhängigen brauchen schnell Nachschub, sind getrieben und schlafen kaum.

Die Folge: Sie sind nicht in den Drogenkonsumräumen anzutreffen, sondern immer auf der Straße unterwegs. Dort verursachen sie nach Angaben der Stadt zusätzlichen Lärm, Dreck und Kriminalität.

Neues Drogen- und Suchthilfezentrum im Bahnhofsviertel geplant

Deshalb plant die Stadt nach eignen Angaben ein neues integriertes Drogen- und Suchthilfezentrum im Bahnhofsviertel – speziell für Crackabhängige. Mehrere Immobilien stehen zur Auswahl.

“Dort soll es einen Bereich geben, in dem Crack unter Aufsicht geraucht werden darf”, kündigt Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) an.

Die Dezernentin will dort aber vor allem auch medizinische und therapeutische Hilfe, sowie Schlafplätze anbieten. “Ich hätte gerne einen Ort, wo sich die Menschen aufhalten können, nämlich auch, damit wir sie von der Straße bekommen.”

Sozialdezernentin fordert finanziellen Ausgleich vom Land

Auch Sozialdezernentin Voitl befürchtet, dass ein neues Hilfsangebot neue Suchtkranke aus anderen Städte und Bundesländern anlocken könnte.

Sie fordert, dass auch andere Kommunen Hilfe anbieten. Die Drogenhilfe sei teuer und Frankfurt würde anderen Städten die Arbeit abnehmen. Es sei auch nötig, dass es “übers Land einen Ausgleich gibt, für die finanziellen Aufwendungen, die wir in Frankfurt haben.”

Konsumräume wollen niemanden abweisen

Die Leitungen und Mitarbeiter der Frankfurter Konsumräume sind laut Frankfurts Polizeipräsident nicht erfreut über die Idee, auswärtige Abhängige eventuell abweisen zu müssen.

Allerdings käme das auch jetzt schon vor, dann etwa, wenn ein Hausverbot erteilt wurde. “Ich kümmere mich dann mit meinen Beamten darum, dass es keine Problme gibt”, so der Polizeipräsident.

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