So. Dez 22nd, 2024

Eintracht Frankfurt präsentiert sich im Hexenkessel von Besiktas abgebrüht und siegt verdient. Weil diverse Neuzugänge einschlagen – und Keeper Kaua Santos einen Sahnetag erwischt.

Das Wichtigste zuerst: Alle Klischees über die Lautstärke im Tüpras Stadion von Besiktas stimmen. Es ist wirklich unglaublich laut. Irrsinnig laut. Ohrenbetäubend laut. Seinen-Nebenmann-nicht-mehr-verstehen-laut. Vibration-in-den-Fingern-merken-laut. Pfeifen die Besiktas-Fans, und sie pfeifen oft, hört und fühlt sich das tatsächlich an, als würde ein Düsenjet neben einem starten. 110 Dezibel zeigt die Mess-App an, und man will sich gar nicht vorstellen, wie es inmitten des Lautstärke-Weltrekords von 141 Dezibel gewesen sein muss, der hier einst eingestellt wurde.

Es werde viel um Coolness gehen, um Stabilität, so der Tenor von Trainer Dino Toppmöller und Verteidiger Robin Koch am Vorabend angesichts der zu erwartenden Kulisse. “Es wird spannend sein zu sehen, wie sich die junge Mannschaft schlägt”, sagte Toppmöller mit ehrlicher Neugier. Einen Tag, starke 90 Minuten und ein 3:1-Sieg später kann man sagen: mit Bravour. “Es war ein richtig großer Schritt für diese junge Mannschaft. In diesem Stadion zu bestehen, ist eine tolle Leistung”, so Toppmöller nach dem Spiel.

Krösche: “Haben ihnen den Stecker gezogen”

Denn dass die Mess-App schon recht bald im Spiel meist nur noch Lautstärken im grünen bis gelben Bereich zeigte, lag an der über weite Teile abgezockten Vorstellung der Eintracht. Die Hessen verteidigten konzentriert und mit Verve, Toppmöller wies zurecht darauf hin, dass die allermeisten Abschlüsse von Besiktas von außerhalb des Sechzehners kamen.

Und in der Offensive war es mal wieder Omar Marmoush, der herausragte. Elfmeter herausgeholt und verwandelt. Wenig später den Freistoß ausgeführt, der über eine wunderschöne Ablage von Robin Koch Junior Dina Ebimbe vor dem Tor erreichte, der nur noch Danke sagen musste. “Mit dem Doppelschlag haben wir dann auch dem Stadion ein bisschen den Stecker gezogen”, sagte Sportvorstand Markus Krösche nach dem Spiel. Die Eintracht kochte Besiktas im eigenen Stadion ab.

“Für mich war Kaua der Man of the Match”

Hinten sicher, vorne cool, das sind die Parameter einer Spitzenmannschaft. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Eintracht auch in dieser Partie Phasen hatte, in denen sie plötzlich weniger Zugriff auf das Spiel besaß. Allein, ein Gegentor resultierte daraus nicht. Einerseits weil Kaua Santos einen absoluten Sahnetag erwischte. Der brasilianische Keeper, der gegen Pilsen noch unglücklich aussah, parierte nicht nur sensationell einen Elfmeter von Ciro Immobile, sondern zeigte gleich noch drei, vier weitere spektakuläre Paraden. “Er hat ein super Spiel gemacht, er war für mich der Man oft the Match”, lobte im Anschluss Rasmus Kristensen. Es war nicht das einzige Lob für Santos an diesem Abend.

Und andererseits, weil die Defensive eine ganz neue Wucht mitbringt. In der Mitte ließ sich Robin Koch vom mit allen Abwassern gewaschenen Immobile auch durch das x-te versteckte Foul nicht aus der Ruhe bringen. Immobile, ein fantastischer Stürmer, war einst bei Borussia Dortmund gefloppt, und hatte sich anschließend über fehlende Nestwärme beschwert. Niemand habe ihn je zum Essen eingeladen, klagte Immobile. Sieht man ihn spielen, ahnt man, warum.

Das Feiern von Rettungstaten

Ein Gamechanger dürften vor allem aber auch die Verteidiger Arthur Theate und Rasmus Kristensen sein, deren Einfluss auf die Mentalität der gesamten Mannschaft kaum zu überschätzen ist. Exemplarisch, wie sich beide nach Rettungstaten feierten, als hätten sie ein Tor geschossen. In der Vorsaison war oft davon zu hören, dass man die fehlende Energie auf den Platz bringen müsse. Seit Theate und Kristensen für die Eintracht spielen, hört man davon nichts mehr.

Dass vor der Abwehr nun mit Mo Dahoud ein Spieler spielt, der sowohl zweikampfstark ist als auch dem Spiel offensive Impulse geben kann, kommt hinzu. Mit seinen Drehbewegungen hin zum Spiel wirkt Dahoud wie ein gut geöltes Scharnier zwischen Defensive und Offensive. Ellyes Skhiri wird sich strecken müssen.

Kristensen: “Gegen Bayern müssen wir noch schärfer sein”

“In der Halbzeit hatte ich schon Ohrensausen. Aber das war ein rundum gelungener Abend und die Ohrenschmerzen sind morgen auch wieder weg”, scherzte Toppmöller nach dem Spiel über die Lautstärke. Das nächste Spiel, am Sonntag empfängt die Eintracht die Bayern, wird aller Voraussicht nach zwar laut, aber nicht so irrwitzig laut werden. Hitzig aber allemal, schließlich geht es um die Tabellenführung in der Bundesliga. Oder wie es Kristensen auf den Punkt brachte: “Wir waren scharf, aber gegen Bayern müssen wir noch schärfer sein”. Eintracht Frankfurt in dieser Verfassung ist auf jeden Fall alles zuzutrauen.

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