Blau, orange, pink oder rot? Die Wirksamkeit von Medikamenten kann sich je nach Farbe der Pillen unterscheiden, obwohl sie die gleichen Wirkstoffe enthalten. Denn mit der Farbe können bestimmte Erwartungen an die Wirkung verbunden sein. Die Erwartungen können sogar dann Effekte erzielen, wenn gar kein Wirkstoff enthalten ist. Es handelt sich um den so genannten Placebo-Effekt.
Eine aktuelle Studie aus Schweden zur schmerzstillenden Wirkung von Cannabis legt nahe, dass der Placebo-Effekt daran maßgeblich beteiligt ist. Vor allem die Berichterstattung in den Medien würde die Erwartungen an die Wirkung von Cannabis durch eine verzerrte Darstellung von Studienergebnissen befördern.
Meta-Analyse mit 20 Einzelstudien
Studienleiterin Karin Jensen und ihr Team haben eine Meta-Analyse durchgeführt, in der 20 Einzelstudien zusammengefasst wurden. Der Vorteil einer Meta-Analyse gegenüber Einzelstudien ist die größere Stichprobe, wodurch beispielsweise Messfehler weniger ins Gewicht fallen. Insgesamt flossen die Daten von knapp 1.500 Personen in die Analyse mit ein. Die Personen waren durchschnittlich zwischen 33 und 62 Jahren alt und litten unter unterschiedlichen chronischen Schmerzen.
Für die Meta-Analyse wurden nur Placebo-kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Teilnehmenden erhielten also entweder ein Mittel, das einen Cannabis-Wirkstoff enthielt, oder ein Placebo. Zum Einsatz kamen Pillen, Sprays, Öl, Rauch oder Dampf. Geschmack, Geruch und Aussehen des Placebos waren dem Cannabis täuschend ähnlich. Teilnehmende der Studien wussten nicht, ob sie ein Placebo oder den Cannabis-Wirkstoff erhielten. Es handelte sich um so genannte randomisiert-kontrollierte Studien.
Auf den ersten Blick schienen Cannabis-basierte Produkte gut gegen Schmerzen zu wirken. Allerdings schnitt Placebo-Cannabis ähnlich gut ab. Dies deutet darauf hin, dass die schmerzstillende Wirkung von Cannabis zu einem großen Teil auf dem Placebo-Effekt beruht.