Es geht um 30 Quadratmeter Bootshaus-Fläche und einen langfristigen Nutzungsvertrag: Teile des Bootshauses sollen zu Gunsten einer größeren Bühne für den Soundgarten zurückgebaut, die verbleibende Fläche langfristig als Festival-Zentrale und Lagerfläche genutzt werden.
Stimmen die Wahlberechtigten bei dem Bürgerentscheid am 8. Oktober dafür, kann das Open Air weiterhin im Bootshaus stattfinden. Andernfalls wäre es das Aus des beliebten Festivals in Bad Sooden-Allendorf (Werra-Meißner).
Blick auf die Bühne vom Soundgarten Open Air – rechts im Bild das Bootshaus.
Bürgerbegehren nicht akzeptiert
Und so geht der Streit um den Soundgarten in die letzte Runde. Der Stein des Anstoßes: Der Veranstalter Hessensound wollte ab Januar 2023 ein Bootshaus an der Werra langfristig nutzen und einen Teilbereich zurückbauen, um künftig eine größere Bühne aufstellen zu können. So wollte man weiterhin bekannte Künstler nach Nordhessen locken.
Doch die Nutzung des Bootshauses durch den Soundgarten ist umstritten. So hatte die Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen von SPD, Grünen und Freien Wählern Ende 2022 dagegen gestimmt. Die CDU-Fraktion mit Bürgermeister Frank Hix hatte sich für die erweiterte und langfristigere Nutzung des Bootshauses ausgesprochen.
Erst im März dieses Jahres hatte eine Bürgerinitiative mehr als 1.400 Unterschriften gesammelt, damit das Bootshaus Dreh- und Angelpunkt des Festivals bleibt. Dabei waren nur 600 Unterschriften für ein erfolgreiches Bürgerbegehren nötig. Die Stadtverordneten hatten den Wunsch der Unterstützer jedoch abgelehnt und somit einen Bürgerentscheid erzwungen.
Bürgermeister Hix hatte erst kürzlich bei einem Bürgerdialog betont, wie glücklich sich Bad Sooden-Allendorf schätzen könne, dass Hessensound auf eigenes Risiko ohne städtische Beteiligung so eine wirtschaftliche Kraft schaffe. Das Festival sei für die kulturelle Vielfalt und den Tourismus wichtig.
Ein politischer Streit mit vielen Beteiligten
Wie verfahren der Streit mittlerweile ist, hatte das Interesse an der Informationsveranstaltung gezeigt: 150 Menschen waren der Einladung der Bürgerinitiative zum Bürgerdialog gefolgt. Das Thema wurde heiß diskutiert. Auf dem Podium saßen sich alle Beteiligten gegenüber.
Viel stille Post, kein Runder Tisch, so lautete der Vorwurf von SPD, Freien Wählern und den Grünen. Die Koalition stellte sich auf die Seite der ortsansässigen Rhenanus-Schule, die das Bootshaus gerne langfristig entwicklungspädagogisch nutzen und Wassersport in ihr Portfolio als Partnerschule des Leistungssports aufnehmen möchte.
Die Bürgerinitiative hatte zu einem Dialog zur Zukunft des Soundgarten Open-Airs eingeladen – rund 150 Menschen waren da.
Die Schule hat allerdings rechtlich keine Befugnisse, ein Bootshaus anzumieten, das kann nur der Kreis als Schulträger. Dieser äußerte sich auf Anfrage des hr nicht dazu, das Bootshaus anmieten zu wollen.
Der örtliche Werratalverein hatte dem hr schriftlich bestätigt, kein Interesse am Bootshaus zu haben, da er ein anderes Bootshaus nutzt. Und auch der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land wolle das Bootshaus für seinen Kanu-Tourismus nicht verwenden.
Hoffnung auf positiven Bürgerentscheid
Das Soundgarten Open Air sei trotzdem nicht sicher, sagt Martina Adler von Hessensound. Der bestehende Vertrag mit der Stadt könne jederzeit von ihrer Seite aufgelöst werden, sollte das Festival wirtschaftlich nicht mehr rentabel sein. Dies sei ohne größere Bühne und ohne langfristigen Vertrag mit Planungssicherheit der Fall.
Der Stadt Bad Sooden-Allendorf und der Rhenanus-Schule fühle man sich verbunden, so Adler. Man wolle weder ein zweites Open Flair aufziehen, noch in Konkurrenz zur Schule treten, sondern vielmehr die bereits bestehende Kooperation in Form von Schülerpraktika ausweiten. Dazu sei es denkbar, den Musik-Schwerpunkt der Schule mehr zu unterstützen.
Hessensound selbst hofft auf ein positives Ergebnis des Bürgerentscheids. “Wir bleiben aber nur, wenn man uns auch will”, betont Veranstalterin Adler