Es war der größte Mordprozess in der Geschichte der Niederlande: 17 Männer einer Drogenbande mussten sich wegen mehrerer Morde vor Gericht verantworten. Nach fast sechs Jahren sind nun die Urteile verkündet worden.
Im Mammutprozess gegen eine berüchtigte niederländische »Mocro-Mafia« hat das Gericht die drei Hauptangeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter verhängten am Dienstag auch gegen den mutmaßlichen Chef der Bande, Ridouan Taghi, die Höchststrafe für mehrere Morde.
Die Strafen fallen insgesamt etwas niedriger aus, als die Anklage gefordert hatte. Sie hatte für insgesamt sechs der Angeklagten lebenslange Haft gefordert, das Gericht verurteilte aber nur die drei Hauptangeklagten entsprechend. Die übrigen 14 Angeklagten wurden zu teils langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.
Die Richter hatten, begleitet von schärfsten Sicherheitsmaßnahmen, die Urteile im Hochsicherheitsgericht von Amsterdam verkündet. Der aus Marokko stammende 46-jährige Taghi gilt als Chef eines der größten Kokainhändlerringe in den Niederlanden. Bis zu seiner Festnahme 2019 in Dubai galt er als der meistgesuchte Verbrecher der Niederlande. Er soll sein Kartell auch vom Gefängnis aus weiterhin geleitet haben.
»Gut geölte Killermaschine«
Die Bande bildete nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine »gut geölte Killermaschine«. Mit fast sechs Jahren war dies der bisher umfangreichste und spektakulärste Mordprozess der Landesgeschichte. Er steht auch in direktem Zusammenhang mit der brutalen Ermordung des Kriminalreporters Peter R. de Vries 2021 – dazu soll das Urteil aber erst im Sommer verkündet werden.
In diesem Prozess waren 17 Mitglieder der sogenannten Mocro-Mafia angeklagt, der Name bezieht sich auf die marokkanisch geprägte Schwerkriminalität in den Niederlanden. Ihnen waren unter anderem sechs Auftragsmorde und vier Mordversuche von 2015 bis 2017 zur Last gelegt worden. Die Angeklagten hatten während des Prozesses größtenteils geschwiegen. Es gilt als sicher, dass sie Berufung gegen die Urteile einlegen werden.