Sa. Dez 21st, 2024
Schwerpunkt der Keltenwelt am Glauberg ist – wie der Name schon sagt – eigentlich die Zeit der Kelten. Für eine neue Ausstellung hat das Museum nie gezeigte Fundstücke aus anderen Epochen zusammengetragen. Auch die Dauerausstellung birgt Neues.

Wer die schmale Straße zum Glauberg in der Wetterau hochfährt oder einen der Fußwege erklimmt, der kann sich schnell vorstellen, was schon die Menschen der Jungsteinzeit vor über 7.000 Jahren an diesem Ort faszinierte.

An klaren Tagen schweift der Blick weit über grüne Felder vom heutigen Büdingen im Osten bis hin zum 50 Kilometer entfernten Frankfurt. Und so erlebte der Glauberg nicht nur in der Epoche der Kelten um etwa 400 v.Chr. eine Blütezeit.

Fundstücke zeugen von Blütezeit im Mittelalter

Auch davor und danach siedelten dort Menschen, im Mittelalter versuchten die Staufer, eine Burg zu einer Stadt auszubauen. Davon zeugen Kellerreste, die Archäologen erstmals in den 1930er Jahren freilegten. Diese sind seit längerem Teil des Archäologischen Parks der Keltenwelt am Glauberg und eine Station am Keltenwelt-Pfad, der über das Plateau führt.

Bislang nie gezeigte Funde aus der Stauferzeit und aus anderen Epochen sind Teil der neuen Sonderausstellung “Wege durch die Zeit. Die Geschichte des Glaubergs”, die am Freitag eröffnet.

Dabei geht es auf rund 150 Quadratmetern und an neun Stationen um die gesamte Geschichte des Glaubergs von der Steinzeit bis in die Neuzeit hinein. Zu sehen sind archäologische Schätze aus rund 100 Jahren Forschungsgeschichte.

Archäologin Sarah gibt Hintergrundinformationen

Der Clou: Die Kuratoren haben die Schau nicht chronologisch aufgebaut, sondern als eine virtuelle Wanderung rund um den Glauberg und das Glauberg-Plateau. Besuchende der Ausstellung machen Halt an den jeweiligen Fundstätten und springen so durch die Epochen.

Begleitet werden sie von einem ungewöhnlichen Audio-Guide, in dem Archäologin Sara sie mit Hintergrundinformationen versorgt. Weitere Informationen gibt es über virtuelle Karten und ein Streckenprofil an jeder Station.

Fundstücke betonen Bedeutung des Glaubergs

“Wir möchten, dass die Besucher den Glauberg als Fundort, als Siedlungsraum und als Landschaft neu entdecken”, sagt Christoph Röder, stellvertretender Direktor der Keltenwelt und einer der Ausstellungskuratoren.

Zu den nie gezeigten Funden gehören etwa Tierfiguren aus der Jungsteinzeit oder die Fragmente eines Aquamaniles, einer Art Gießkanne zur Handwaschung, die an herrschaftlichen Tafeln der Stauferzeit genutzt wurde.

“Es ist ein großartiges Stück”, betont Röder. “Es unterstreicht die Bedeutung des Glaubergs als Herrschaftssitz.” Dieser wurde schon kurz nach dem Beginn des Ausbaus aufgegeben. Über die Gründe können Forschende nur spekulieren, sie haben aber Hinweise auf absichtliche Zerstörungen und einen Brand gefunden.

Neue Technik, neuer Eingangsbereich

Nachdem die Keltenwelt ein knappes halbes Jahr für Umbauarbeiten geschlossen war, zeigt sich auch die Dauerausstellung rund um den berühmten Keltenfürsten unter anderem mit modernen Audioguides technisch erneuert.

Ein Highlight gleich am Eingang: Der Hochheimer Keltenspiegel aus Bronze ist ein herausragendes Fundstück aus der frühgeschichtlichen Kultur. Er wurde im Jahr 1932 in einem Weinberg entdeckt. In ganz Europa sind nur vier vergleichbare Spiegel erhalten geblieben. Bild © Sonja Fouraté (hr)

Besonders stolz ist das Haus auf den neuen Eingangsbereich zur Dauerausstellung. Bislang wurden die Gäste von Zitaten anderer Besuchender begrüßt, die an die Wände projiziert waren. Jetzt tauchen sie direkt in die Zeit der Kelten ein, unter anderem mit einem Hintergrundfilm und ersten Hintergrundinformationen.

Und eines der Besucher-Highlights ist nun auch wieder zugänglich. Wegen der Sonderschau “Kelten Land Hessen” war das große Panoramafenster rund zwei Jahre geschlossen. Jetzt kann von dort der Blick wieder über den rekonstruierten Grabhügel und die Wetterauer Landschaft schweifen.