So. Dez 22nd, 2024
Es ist zehn Jahre her, da endete in Limburg eine aufreibende Zeit. Der damalige Bischof Tebartz-van Elst hatte mit dem Neubau des Bischofshauses samt prunkvoller Ausstattung für jede Menge Unmut gesorgt. Was hat das Bistum daraus gelernt?

Die goldene Badewanne hat es nie gegeben. Die echte Wanne ist weiß, modern, an den Enden abgerundet, gehobener Standard, der sich wahrscheinlich in vielen Wohnhäusern findet. Und doch steht die Wanne wie kein zweiter Gegenstand für den Skandal, der ab 2012 das Bistum Limburg erschütterte. 

2007 übernahm Franz-Peter Tebartz-van Elst das Bischofsamt. Er ließ ab 2011 einen neuen Bischofssitz am Domberg bauen. Zunächst waren fünf Millionen Euro für den Bau veranschlagt, am Ende kostete er rund 31 Millionen Euro – mehr als sechsmal so viel.  

Bischöflicher “Protzbau” macht Schlagzeilen

Denn der Bischof hatte nicht nur hohe Ansprüche an das Material und die Innenausstattung, er hatte viele Sonderwünsche, schaffte etwa teure Kunstgegenstände an oder ließ einen Seilzug für einen Adventskranz in die Hauskapelle bauen. Und immer wieder wurden finanzielle Ungereimtheiten öffentlich.

Bald war der Bischofssitz als “Protzbau” verschrien, Gerüchte über eine goldene Wanne und goldene Armaturen kursierten in den Medien und brachten das Bistum und die katholische Kirche in Verruf – auch, weil Tebartz-van Elst die Gelder fast im Alleingang genehmigte und verantwortliche Gremien dabei möglicherweise wegschauten. 

Vorwurf: Autoritärer Führungsstil

Die Probleme des Bistums reichten zu der Zeit aber tiefer, wie dessen Pressesprecher Stephan Schnelle heute sagt. “Ich glaube, dass das Bischofshaus nicht der eigentliche Grund für die Krise war, sondern der Stein des Anstoßes”, sagt er. “Die wirklichen Probleme waren der Umgang mit Macht, der Umgang mit Vertrauen, der Umgang mit Wahrheit.” Hinzu seien Probleme mit der Kommunikation gekommen. 

Der Hofheimer Kreis, ein Zusammenschluss von rund 20 Priestern, hatte den Führungsstil des Bischofs schon vor dem Finanzdebakel wegen umstrittener und teils rechtlich nicht haltbarer Personalentscheidungen offen als autoritär kritisiert. Es blieb nicht der einzige offene Brief von Gläubigen in dieser Zeit.

Im Erste-Klasse-Sitz nach Indien 

Und Tebartz-van Elst machte schon 2012 Schlagzeilen im Spiegel, weil er in der ersten Klasse nach Indien flog, um soziale Projekte zu besuchen. Zunächst leugnete Tebartz-van Elst den Erste-Klasse-Sitz. Dann hieß es vom Bistum, es sei ein Upgrade aufgrund gesammelter Bonusmeilen und einer Zuzahlung aus eigener Tasche gewesen.

Der Fall landete vor Gericht, weil Tebartz-van Elst eine falsche eidesstattliche Erklärung abgegeben haben soll. Das Verfahren wurde allerdings Ende 2013 gegen eine Geldauflage eingestellt. 

Erleichterung am Ende der Amtszeit

Andreas Feldmar ist seit 2008 Mitglied im sogenannten “Diözesansynodalrat”, einer Art Beratergremium von Ehrenamtlichen im Bistum Limburg. Dass Bischof Tebartz-van Elsts Amtszeit am 26. März 2014 mit der Annahme seines Amtsverzichts durch den Papst endete, erleichterte ihn und viele andere damals. 

“Die Zeit mit Tebartz-van Elst war vor allem am Ende belastend, weil die Menschen sich nicht gut aufgehoben gefühlt haben, man fühlte sich hintergangen”, fasst er die Gefühle vieler Gläubiger zusammen. “Ein solcher Bischof ist natürlich in einer ganz schlechten Position.” 

Keine Geflüchteten in bischöflicher Wohnung

Tebartz-van Elst arbeitet seit 2015 im Vatikan. Zunächst wusste nach seinem Amtsverzicht niemand, was aus der bischöflichen Wohnung werden soll. Ein Plan, dort Geflüchtete unterzubringen, wurde schnell als unpraktikabel verworfen. Inzwischen ist das Dommuseum in einen Teil der Bischofswohnung eingezogen.

Im Wohnzimmer ist Kunst aus der Spätgotik zu sehen, in der Bibliothek werden 200 Jahre Bistumsgeschichte mit Objekten aus der Museumssammlung gezeigt. Schlafzimmer und Bad im Untergeschoss sind Lagerräume, auch das berühmt-berüchtigte Badezimmer. 

Was das Bistum aus dem Debakel gelernt hat

Der eigens vertiefte Keller wird regelmäßig für Empfänge oder Sitzungen genutzt. Tebartz-van Elsts Nachfolger, Bischof Georg Bätzing, nutzt zwar die Büroräume, aber er wohnt hier nicht – zu sehr stehen die Räume mit Luxus in Verbindung.

Das Bistum Limburg habe aber natürlich noch mehr aus dem Debakel gelernt, betont Stephan Schnelle. Als erste deutsche Diözese habe das Bistum die Finanzen aller Körperschaften offengelegt und veröffentlicht seitdem jährlich einen Finanzbericht.  

Jetzt kennen die meisten Menschen Limburg

“Wir haben die Vermögensverwaltung komplett verändert, wir haben mehr externe Expertise und mehr Aufsicht in die Gremien geholt”, berichtet Schnelle. “Und wir haben neue Gremien eingerichtet: Wenn wir beispielsweise ein neues Bauprojekt haben, wird das begleitet.” 

Bei alldem habe die Bischofskrise aber auch etwas Gutes gehabt, sagt Schnelle noch mit einem Augenzwinkern: Heute kennen die meisten Menschen Limburg, das war früher anders.