Mit seinen größten Hits hat Sting Fulda einen unvergesslichen Abend bereitet. Tausende Menschen kamen zu seinem Konzert auf den Domplatz. Aber zwischen den Highlights gab es auch ein kurzes Tief.
Von Sina Philipps
Die Band hat das Lied noch nicht einmal angespielt, Sting singt “ohoooo” und schon stimmt das gesamte Publikum den Refrain von “Englishman in New York” an. Es singt begeistert das gesamte Lied mit und tanzt. Zu diesem Zeitpunkt hat das Konzert gerade erst angefangen, doch die Stimmung ist bereits ausgelassen.
Am Samstag tritt Sting bei sommerlichen 30 Grad auf dem Domplatz in Fulda auf. Während andere gerade die Nachrichten geschaut haben, kommt er unter Jubel auf die Bühne und sorgt direkt mit dem bekannten The-Police-Song “Message in a bottle” für gute Laune. Seine Band besteht aus ihm, dem Gitarristen Dominic Miller und dem Schlagzeuger Chris Maas.
Welttournee mit Stopp in Fulda
Sting scheint gut gelaunt, ist aufgrund der hohen Temperaturen schnell verschwitzt und begrüßt sein Publikum auf Deutsch. “Guten Abend Fulda, ich bin Sting!”, ruft er in die Menge und erntet viel Applaus dafür. Er moderiert, weiter auf Deutsch, das nächste Lied an (“Fields of gold”). Für das restliche Konzert wird das die ausführlichste Moderation bleiben, Sting zieht durch und singt ein Lied nach dem anderen.
Die Playlist besteht aus einer Mischung von The-Police-Hits und Stings eigenen Liedern. Es wechseln sich Reggae, Pop und Punk ab.
Dieses Konzert ist Teil der “My Songs”-Tour, die im Mai 2019 begonnen hat. Durch die Corona-Pandemie gab es eine längere Unterbrechung, aber seit September 2021 läuft die Welttournee wieder. In Deutschland sind dieses Jahr noch Auftritte in Salem, Füssen und Lingen geplant. Bereits zum zweiten Mal gibt Sting ein Konzert auf dem Fuldaer Domplatz. Dazwischen lagen sechs Jahre Pause.
Alter ist nur eine Zahl
Sting ist ein Weltstar, mit seinen 72 Jahren einer der älteren. Doch er strahlt Vitalität aus. Seine durchtrainierten Arme sind während des Konzerts und auch danach ein Gesprächsthema. Stimmlich kann er immer noch glänzen, hat beispielsweise keine Probleme mit hohen Tönen und lauten Passagen. Lediglich seine Falten verraten, dass Sting nicht mehr der jüngste ist.
Dass er offenbar nicht ans Aufhören denkt, zeigt sein neues Lied “I wrote my name upon your heart”. Zum ersten Mal im Mai in Bratislava gespielt, kommt Fulda nun in den Genuss der rockigen Ballade. Beim Publikum scheint sie gut anzukommen.
Ein kurzes Stimmungstief
Nach dem ersten Liedblock, der ausschließlich Hits enthält, kommen ein paar weniger bekannte Nummern. Das merkt man leider direkt an der Stimmung. Es herrscht kein ausgelassenes Feiern mehr, einige fangen an, sich zu unterhalten oder holen sich etwas zu trinken.
Aber mit “Can’t stand losing you” beendet Sting das Tief und sorgt wieder dafür, dass ihm alle gebannt zuhören. Vor allem auf den Stehplätzen hat das Publikum gute Laune. Auf den Sitzplätzen klatschen zwar alle fleißig mit, aber bis zum Schluss blickt man auch in einige unbeeindruckte Gesichter.
Große Emotionen überwiegen
Altersmäßig liegt das Publikum zum Großteil in den 50ern. Viele haben Stings Musik als Jugendliche oder junge Erwachsene gehört, sind mit ihr groß geworden. Und auf dem Konzert schwelgen sie in Erinnerungen. Manche kuscheln verliebt mit dem Partner oder der Partnerin. Andere sind so gerührt, dass ihnen bei dem ein oder anderen Lied die Tränen kommen.
Als großes Finale reiht Sting mehrere Titel aneinander. “Walking on the moon” geht über in “So lonely”. Darauf folgt “Desert Rose”. Die Menschen auf dem Domplatz sind spätestens jetzt nicht mehr zu halten. Mit “King of Pain” und “Every breath you take” geht das Konzert zu Ende. Sting baut viele Mitsing-Passagen ein, bei denen auch die meisten der rund 10.000 Zuschauer mitmachen. Der Mann schwitzt und liefert ab, verlässt unter tosendem Applaus die Bühne.
Andächtige Stille zum Schluss
Mit großem Jubel kommt Sting zurück und gibt die erste Zugabe: “Roxanne”. Auf den Sitzplätzen stehen die meisten, klatschen, tanzen und singen mit. Als letztes Lied spielt Sting “Fragile”.
Hierfür tauscht er – zum ersten und einzigen Mal an dem Abend – seinen Bass gegen eine Gitarre aus. Er sitzt auf der Bühne, spielt dieses ruhige Lied und das Publikum hört gebannt zu. Wo eben alle noch getanzt haben, herrscht plötzlich Stille. Manche leuchten mit ihren Handys, der Domplatz verwandelt sich in ein kleines Sternenmeer.
“Auf Wiedersehen!”, ruft Sting um Punkt 22 Uhr. Darauf hoffen die Konzertbesucher. Dass Sting wieder nach Fulda kommt, wieder bei gutem Wetter und wieder mit einem großartigen Konzert.
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