So. Nov 24th, 2024

Die Situationen bei Kickers Offenbach und dem KSV Hessen Kassel könnten unterschiedlicher nicht sein: Während die einen genüsslich ihr Siegerbier genießen, laufen den anderen die Fans davon.

Die Szenen nach dem 6:2-Kantersieg des OFC in der Regionalliga gegen Kassel waren bezeichnend: Während die Fußballer der Offenbacher Kickers mit den Fans lautstark die zurückeroberte Tabellenführung feierten, trotteten die KSV-Spieler mit hängenden Köpfen zu den rund 40 eigenen Anhänger, die bis zum Schlusspfiff noch im Stadion waren.

Denn zu Beginn waren es noch rund 300 Kasseler Fans im Stadion am Bieberer Berg in Offenbach, doch leerte sich der Auswärtsblock beinahe komplett in der 55. Minute. Zu diesem Zeitpunkt führten die Kickers 4:0. Mit “Kiene-raus”-Rufen verließen die Kasseler Anhänger komplett sauer und fast geschlossen den Block.

Einigkeit im Protest

Diese Art von Einigkeit dürfte KSV-Trainer Alexander Kiene vor dem Hessen-Derby nicht gemeint haben, als er ierklärt hatte, dass für ihn “eine Einigkeit im und um den Verein” entscheidend sei, um aus der sportlichen Krise zu kommen. Angesprochen auf den deutlichen Protest der eigenen Fans sagte er nach dem Spiel: “Das ist kein schönes Gefühl. Die Situation ist nicht einfach, aber ich bin immer einer, der positiv ist.”

Viel Positives gab es für ihn im Hessen-Derby gegen den OFC nicht zu verzeichnen. Zwar gelangen den Nordhessen kurz vor Schluss durch den Ex-Offenbacher Benjamin Hadzic (86.) und Abwehrspieler Elias Liesche-Prieto (87.) noch zwei Tore, doch waren die lediglich Ergebnis-Kosmetik nach einem Spiel, das der OFC komplett dominierte.

Kiene: “Ein enttäuschender Nachmittag”

“Für uns war es ein sehr enttäuschender Nachmittag. Es war ein verdienter Sieg für Kickers Offenbach. Für uns ist die Situation ganz klar: Wir sind jetzt im Klassenkampf”, resümierte Kiene auf der Pressekonferenz. Sein Team steht aktuell auf Platz 14 in der Tabelle und hat mit dem FSV Frankfurt kommenden Samstag (14 Uhr) die nächste schwere Aufgabe vor der Brust.

Die Bornheimer zählen zu den Überraschungsmannschaften der Liga, standen am Wochenende nach dem 1:0-Sieg gegen Mainz II sogar zwischenzeitlich auf Platz eins der Liga und haben die Fans geschlossen hinter sich. Eine Situation, die sich der KSV nur wünschen kann, auch wenn Kiene die Erwartungen an sein Team momentan als “zu hoch” einstuft.

Offenbach zeigt ein anderes Gesicht

Die Offenbacher Kickers können dagegen aktuell ihren hohen Erwartungen gerecht werden: Die Bilanz von sechs Siegen, drei Unentschieden und einer Niederlage nach zehn Ligaspielen kann sich sehen lassen. Dazu kommt, dass das Team als einziger Regionalligist noch im DFB-Pokal dabei ist und dort Ende Oktober in der 2. Runde auf den Karlsruher SC trifft.

Keine Frage: Der OFC zeigt ein komplett anderes Gesicht als noch in der vergangenen Saison. “Wir haben nichts anderes gemacht als letztes Jahr, aber wir haben andere Typen, eine andere Mannschaft und eine andere Mentalität”, erklärte Offenbachs Trainer Christian Neidhart den guten Lauf seines Teams.

Ron Berlinski und das Siegerbier

Zu den angesprochenen “anderen Typen” mit der “anderen Mentalität” zählt definitiv Ron Berlinski, der im Spiel gegen Kassel mit zwei Toren – dabei das 4:0 sehenswert per Volley in den Knick – abermals seine Qualitäten unter Beweis stellen konnte. Im Training ist der Stürmer einer, der immer Verbesserungspotenzial sieht, dabei auch mal giftig und laut werden kann, gleichzeitig aber auch der Mannschaft viel zurückgibt: Mit sechs Treffern ist Berlinski aktuell der torgefährlichste Offenbacher und wird beim OFC mehr und mehr zum Unterschiedsspieler.

Trotz des persönlichen Höhenflugs und dem seines Teams mahnt der 30-Jährige aber: “Wir wissen, dass die Regionalliga eine unberechenbare Liga ist und dass es auch noch andere starke Mannschaften gibt”, so Berlinski im Interview mit dem hr-sport. Und schob angesprochen auf seinen sehenswerten Volleytreffer und die zurückeroberte Tabellenführung hinterher: “Jetzt noch ein Bierchen und dann war der Tag perfekt.”

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